Wie Ungarn lernt, ausländische Unternehmen zu lieben

Ungarn, Budapest, Kettenbruecke, Matthiaskirche und Fischerbastei
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Ungarn kürzt die Gewinnsteuern radikal auf neun Prozent. Das Land wird zur neuen Steueroase in der EU. Aber kann es sich das leisten?

Wien. Seit 1. Jänner ist Ungarn das neue Steuerparadies in der EU. Um das miserable Investitionsklima im Land zu verbessern, hat die Regierung Orbán die Unternehmenssteuern auf das niedrigste Niveau in der EU gestutzt. Statt 19 Prozent müssen größere Unternehmen seither nur noch neun Prozent ihrer Gewinne abgeben. Damit nicht genug: Ab dem kommenden Jahr will das Land auch die Sozialabgaben für Unternehmen schrittweise von derzeit 27 auf 13 Prozent senken. Schon die Steuersenkung bringt dem Land aber Vorteile gegenüber den direkten Konkurrenten Tschechien, Slowakei und Polen im Standortrennen.

Dieser Schritt markiert zumindest eine symbolische Kehrtwende in der Wirtschaftspolitik Viktor Orbáns. Seit seinem Amtsantritt vergrämte er internationale Unternehmen mit immer neuen Sondersteuern. Diese werden auch weiterhin in Kraft bleiben. Wie groß die Auswirkungen tatsächlich sein werden, bleibt abzuwarten. Denn etliche Konzerne aus dem Ausland profitierten schon bisher von hohen Steuererleichterungen und bezahlten mitunter weniger als nach der neuen Regelung. Zudem kündigte Orbán eine kräftige Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns an. Ein Teil der Steuersenkung soll so bei der 2018 wählenden Bevölkerung landen.

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