Heimische Bahnindustrie fährt international besonders gut

APA/HANS KLAUS TECHT
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Die heimische Bahnindustrie setzte im Vorjahr mit über 9.000 Beschäftigten etwa 3,1 Milliarden Euro um und trug 1,4 Milliarden Euro zum heimischen BIP bei.

Die österreichische Bahnindustrie ist Impulsgeber für Wirtschaftswachstum und Beschäftigung, geht aus einer aktuellen Studie hervor. International sei "Made in Austria" in diesem Sektor besonders gefragt, die Exportquote der Bahnindustrie liegt bei 70 Prozent. Verkehrsminister Jörg Leichtfried (SPÖ) wünscht sich, dass in Europa wieder mehr in die Bahn investiert wird.

Die heimische Bahnindustrie setzte im Vorjahr mit über 9.000 Beschäftigten etwa 3,1 Milliarden Euro um und trug 1,4 Milliarden Euro zum heimischen BIP bei. Rechnet man die Multiplikatoreffekte mit ein, erhöht sich dieser Beitrag auf 2,1 Milliarden Euro oder einen BIP-Anteil von 0,7 Prozent. Dies geht aus einer am Mittwoch präsentierten Studie hervor, die im Auftrag des Verbands der Bahnindustrie erstellt wurde.

Die Bahnindustrie sei eng mit anderen Branchen verknüpft und weise hohe Multiplikatoreffekte auf. "Diese starken Vorleistungsverflechtungen mit heimischen Zulieferbetrieben bedeuten, dass mit jedem in der Bahnindustrie erwirtschafteten Euro weitere 0,52 Euro in anderen Sektoren in Österreich an Wertschöpfung ausgelöst werden", so Christian Helmenstein, Leiter des Economica Instituts. Auch bei den Beschäftigten errechnet die Studie einen Multiplikator von 2,26. Das bedeutet, "dass jeder Arbeitsplatz in der Bahnindustrie 1,26 weitere Arbeitsplätze in österreichischen Unternehmen sichert."

Aus 9.000 direkten Beschäftigten würden so rund 20.300 Beschäftigte, die im Umfeld der Bahnindustrie tätig sind. Dabei handelt es sich laut Leichtfried fast zur Gänze um gut bezahlte Vollzeitjobs.

70 Prozent Export

Besonders gefragt seien die österreichischen Produkte und Lösungen im Ausland, die Exportquote der Bahnindustrie betrage rund 70 Prozent. Bei den Ausfuhren im Bereich "Schienenfahrzeuge und zugehörige Ausrüstungen" liegt Österreich laut Helmenstein weltweit auf dem fünften Platz. Bei den Exporten pro Kopf stehe Österreich gar an der Spitze, gefolgt von der Schweiz und Tschechien.

38 Prozent der Exporte gehen nach Deutschland, in der Schweiz landen 6 Prozent der Ausfuhren. Nach Großbritannien und Japan werden je 5 Prozent der exportierten Schienenfahrzeuge und zugehörigen Ausrüstungen geliefert. Ein Brexit hätte somit auch messbaren Einfluss auf die heimische Volkswirtschaft. "Wir haben einen harten Brexit simuliert", so Helmenstein. Bei einer Halbierung des britischen Markts würden in Österreich demnach jährlich 0,01 bis 0,02 Prozent des BIP wegfallen.

Hoffnungsmärkte für die heimische Bahnindustrie lägen vor allem in Asien, dort gebe es zurzeit das größte Wachstum. Aber auch in Südosteuropa rechnet man mit guten Geschäften. Dort soll es laut dem Präsident des Verbands der Bahnindustrie, Thomas Karl, in den nächsten Jahren zu einer Erholung kommen.

Leichtfried hebt aber hervor, dass die Bahnen in Europa und in den USA unterinvestiert sind und wünscht sich neue Spielregeln für Finanzierung und Investitionen in Europa: "Es muss etwa möglich sein, öffentliche Investitionen abzuschreiben, oder sie per 'Golden Rule' gänzlich aus den Staatsschulden auszunehmen. Denn wenn die EU-Länder in den Ausbau ihrer Bahn investieren, haben unsere Betriebe volle Auftragsbücher."

Würden sich die Investitionen in die europäische Eisenbahninfrastruktur verdoppeln, hätte das hierzulande einen BIP-Zuwachs von 0,4 Prozent zufolge, so Helmenstein. In Österreich nehme das Infrastrukturministerium in den kommenden Jahren über 16,4 Milliarden Euro für die Schienen-Infrastruktur in die Hand.

Einer der größten Auftraggeber innerhalb Österreichs sind die ÖBB, die ein Drittel der Inlandsaufträge stellen. "Wir haben viel vor", kündigte ÖBB-Chef Andreas Matthä in der gemeinsamen Pressekonferenz an und verwies unter anderem auf den Ausbau der Südstrecke. Rund 10.000 neue Mitarbeiter sollen in den nächsten Jahren eingestellt werden. Wann die ersten fahrerlosen Züge hierzulande auf Schiene sind, könne er noch nicht sagen.

Bei den Innovationen im Bahnbereich ist Österreich laut Leichtfried Patent-Weltmeister: "Mit 41 Patenten pro einer Million Einwohner liegt die Branche weltweit auf Platz eins." Die Forschungs- und Entwicklungsquote betrage umsatzbezogen rund 6 Prozent, die Entwicklung neuer innovativer Bahn-Technologien werde 2017 mit 10 Mio. Euro gefördert.

Großes Potenzial sieht Helmenstein bei Patenten im U-Bahn-Bereich. Es werde immer mehr Megacities geben, die gute U-Bahnsysteme brauchen. Da könne Österreich in den nächsten 10 bis 20 Jahren noch einiges tun.

(APA)

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