Westbahn-Chef kritisiert abgeschotteten Bahnmarkt in Österreich

(c) Clemens Fabry
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Österreich sei einer der am wenigsten geöffneten Bahnplätze in ganz Europa, meinte Erich Forster beim internationalen Bahngipfel in Paris. Eine ähnliche Situation gibt es auch in Tschechien.

Der Chef der mehrheitlich privaten Westbahn, Erich Forster, hat beim Internationalen Bahn-Gipfel (International Railway Summit) in Paris den Bahnmarkt in Österreich als abgeschottet kritisiert. Zwar gebe es seit einigen Jahren mit der Westbahn einen Mitbewerber zu den ÖBB, allerdings setze der Staat auf Direktvergaben statt auf Ausschreibungen von Leistungen.

Die Westbahn würde gerne im regionalen Verkehr mitfahren, könne dies aber mangels Ausschreibungen bisher nicht. So sei man seit Beginn des Betriebs im wesentlichen auf die Strecke Wien-Salzburg beschränkt. Österreich sei einer der am wenigsten geöffneten Bahnplätze in ganz Europa, meinte Forster. Unzufrieden zeigte er sich auch über die europäische Politik: Die im Weißbuch der EU-Kommission 2011 geäußerten Liberalisierungspläne seien durch das vierte Eisenbahnpaket in Kompromissen verwässert worden.

Die Westbahn fährt seit Dezember 2011 zwischen Wien und Salzburg. An der Westbahn-Muttergesellschaft Rail Holding hält die Haselsteiner Familienprivatstiftung 49,9 Prozent, die Augusta Holding 32,7 Prozent und die französische Staatsbahn SNCF 17,4 Prozent.

Deutschland als Vorbild

In ein ähnliches Horn wie Forster stieß Leos Novotny, Gründer und Chef des tschechischen Bahn-Unternehmens Leo Express. Das seit 2013 in Tschechien operierende Mobilitätsunternehmen sieht die tschechische Staatsbahn systematisch bevorzugt und wirft der Staatsbahn auch Preisdumping vor. Das Leo Express-Angebot umfasst neben der Bahn auch Busse, inzwischen werden auch die Nachbarländer von Tschechien (Slowakei, Polen, Ukraine, Deutschland und Österreich) angefahren.

Während Deutschland seinen Bahnmarkt geöffnet habe, sei in Frankreich der Widerstand gegen eine Öffnung weiterhin groß, kritisierte Michel Quidort von der französischen Passagier-Vereinigung FNAUT. Die Staatsbahn SNCF - Miteigentümerin der österreichischen Westbahn - wolle auf ihrem Heimmarkt keine Konkurrenz, und Frankreichs Politiker, egal welcher Couleur, fürchteten wohl den Widerstand der Gewerkschaft, meinte er. Allerdings habe man in Deutschland zu Beginn der Liberalisierung die Deutsche Bahn (DB) quasi entschuldet, während die SNCF noch einen großen Schuldenberg mit sich schleppe. "Wenn das nicht gelöst wird, werden wir in Frankreich bei einer Marktöffnung ein großes Problem bekommen".

Der Passagier-Vertreter Quidort sprach sich für einen "geregelten Wettbewerb" im Bahnsektor aus. Wie die Marktöffnung in Deutschland gezeigt habe, würde das Angebot neuer Mitbewerber die Nachfrage ankurbeln und die Kosten senken. Neun von zehn Bahnpassagieren fahren laut einer Studie im Regionalverkehr, und gerade dieser Bereich profitiere von der Marktöffnung, weil neue Anbieter auch wegen der hohen Einstiegskosten zunächst im regionalen Bereich starteten.

(APA)

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