Die Preise steigen, der Teddy fliegt

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Die Inflationsrate ist bei zwei Prozent angekommen. Die Diesel-Preise ziehen sogar um 17 Prozent an. Der Warenkorb wird neu berechnet: Teddybären und MP3-Player fallen raus.

Wien. Goodbye Teddybär. Das Kuscheltier hat keine Zukunft. Jedenfalls nicht im Warenkorb, den die Statistik Austria zur Berechnung der Inflation heranzieht. Der wurde gerade zum ersten Mal seit 2011 neu zusammengestellt und reflektiert jetzt die geänderten Konsumgewohnheiten der Österreicher.

Statt dem Teddy wird jetzt der Preis von Pay-TV erfasst. Und der von Elektrofahrädern. Sogar der gemeine Fertigteig hat den Kuschelbären überholt. Der neue Gesamtindex umfasst 770 Produkte. 67 sind rausgeflogen, 36 wurden neu aufgenommen. Auch MP3-Player, Camcorder und Navigationsgeräte werden nicht mehr erfasst. Auch die sind überholt. Nur Produkte, auf die mindestens ein Tausendstel der Haushaltsausgaben entfallen, schaffen es in den Index. Die Neuanpassungen sind notwendig, um ein möglichst genaues Bild von der Teuerung zu bekommen.

Und das besagt für Jänner: Die Preise sind in Österreich so stark gestiegen wie seit vier Jahren nicht mehr. Mit einer Inflationsrate von 2,1 Prozent (EU-Berechnungsmethode) bzw. 2,0 Prozent (nach heimischer Methode) wurde hierzulande das Ziel der Europäischen Zentralbank erreicht, das bei knapp unter zwei Prozent Teuerung liegt. Der Grund für die höhere Inflationsrate liegt freilich nicht im Abschied des Teddybären. Sondern daran, dass die Preise in zwei wichtigen Gruppen deutlich gestiegen sind: Beim Wohnen. Und bei der Energie.

Teurer Treibstoff

Auch die Nahrungsmittelpreise haben wieder zugelegt. In der Eurozone, die wieder eine geringere Inflationsrate als Österreich aufzuweisen hat. Mit 1,8 Prozent lag die Eurozonen-Inflation im Jänner aber höher als in den Monaten zuvor. Die lockere Geldpolitik der EZB scheint zu funktionieren. Dazu kommt der sogenannte Basiseffekt. Im Jänner des Vorjahrs sind die Energiepreise noch gesunken. Inzwischen haben sie sich stabilisiert. „Die Energiepreise stellen einen wesentlichen Inputfaktor dar. Wir sehen eine Stabilisierung des Rohölpreises um die 56 Dollar“, sagt Konrad Pesendorfer, Generaldirektor der Statistik Austria. Österreich ist aber auch hier ein Spezialfall. Denn die Treibstoffpreise haben sich bei uns „deutlich vom Erdölpreis entkoppelt“.

Dies sei „nur teilweise mit dem Basiseffekt zu erklären“, so Pesendorfer. Die Treibstoffpreise sind im Jänner um 14,3 Prozent gestiegen. Alleine Diesel wurde um 17 Prozent teurer. Woran das liegt? „Das erfragen Sie bitte bei jenen, die für die Preise zuständig sind“, sagt Pesendorfer. Auf Spekulationen diesbezüglich wollte er sich bei der Präsentation der Zahlen am Mittwoch nicht einlassen.

Die gestiegenen Energiekosten spiegeln sich auch im neuen Warenkorb wider. Die Ausgabengruppe „Wohnung, Wasser, Energie“ ist in ihrer Bedeutung zuletzt noch gestiegen und bildet ein Fünftel des Samples. Verkehr folgt mit fast 13 Prozent, vor den drei Gruppen Essen und Trinken, Freizeit und Kultur sowie Restaurants und Hotels mit jeweils mehr als elf Prozent. Die neue Zusammensetzung des Warenkorbes basiert auf der neuen Konsumerhebung der Statistik Austria.

Inflation 2017 - Der neue Warenkorb
Inflation 2017 - Der neue Warenkorb(c) APA

Teddy Comeback erst 2020?

Aber der Name täuscht ein bisschen: Nur weil wir mehr Geld für eine Gruppe ausgeben, heißt das nicht, dass diese Produkte stärker gefragt sind. Es kann sich eben auch um Preissteigerungen handeln. So sei die wachsende Bedeutung der Gruppe „Wohnung, Wasser, Energie“ vor allem auf die steigenden Preise zurückzuführen, so Statistik-Experte Josef Auer.

Die Handelspreise werden ständig von rund 80 Mitarbeitern der Statistik Austria in den Supermärkten beobachtet. Dazu kommt inzwischen auch die Online-Analyse von Preisen. In Zukunft sollen Supermarktketten laut EU-Vorgabe auch Daten ihrer Scannerkassen zur Verfügung stellen.

Davon erwarten sich die Statistiker eine noch genauere Datenbasis für ihre Berechnungen. „Zum Beispiel erfassen wir heute Rabatte mit einem hohen Maß an Zufälligkeit“, sagt Pesendorfer. Das könnte sich durch die Scannerdaten ändern. Aber da stehe man noch am Anfang – in der Gesprächsphase. Noch heuer soll es eine Einigung mit den Handelsketten geben.

Die Konsumerhebung, auf der die Neuzusammensetzung des Warenkorbs beruht, findet nur alle fünf bis sechs Jahre statt. Die Studie ist eine aufwendige Sache. So wurden von Oktober 2014 bis Anfang November 2015 mehr als 7000 Haushalte im Bundesgebiet zu ihrem Konsumverhalten befragt. Unabhängig von der Größe oder der Struktur der Haushalte mussten sie eine 14-tägige Haushaltsbuchführung vorlegen sowie in Retrospektive Auskunft über Großanschaffungen geben.

Die Nächste Konsumerhebung findet frühestens 2020 statt. Dann hat auch der Teddy die Chance auf ein Comeback.

Inflation im J�nner 2017 - ERWEITERTE FASSUNG
Inflation im J�nner 2017 - ERWEITERTE FASSUNG(c) APA

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.02.2017)

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