Der jüngste Inflationsschub gehe auf die Ölpreise zurück, die aber zuletzt wieder um zehn Prozent gesunken seien, sagte Peter Praet. Eine Zinswende käme zu früh.
Chefvolkswirt Peter Praet von der Europäischen Zentralbank (EZB) hält die Zeit für eine geldpolitische Wende noch nicht für reif. Die Wirtschaftsaussichten im Währungsraum seien immer noch abhängig davon, dass ein erhebliches Ausmaß an geldpolitischer Lockerung beibehalten werde, sagte der oberste EZB-Ökonom der italienischen Zeitung "Il Sole 24 Ore". "Von einem Ausstieg zu reden ist verfrüht." Der jüngste Inflationsschub gehe auf die Ölpreise zurück, die aber zuletzt wieder um zehn Prozent gesunken seien. "Wir müssen auch sehen, dass sich Stimmungsindikatoren in harten Daten bestätigen."
Die Inflation lag im Februar mit 2,0 Prozent erstmals seit langer Zeit wieder leicht über der Zielmarke der Notenbank von knapp unter zwei Prozent. Das hatte insbesondere in Deutschland die Rufe nach einem Ende der ultraexpansiven Kurses wieder lauter werden lassen. Zudem äußerte sich die EZB in ihrem jüngsten Wirtschaftsbericht sehr zuversichtlich zur weiteren
Entwicklung der Konjunktur. An den Märkten wird deshalb bereits spekuliert, dass sich die Zeit des ultrabilligen Geldes allmählich dem Ende zuneigen könnte.
Die Leitzinsen liegen derzeit auf dem Rekordtief von Null Prozent. Um die Konjunktur anzuschieben und um für mehr Inflation zu sorgen, pumpt die Euro-Notenbank zudem seit März 2015 mit dem Kauf von Staatsanleihen und anderen Wertpapieren Woche für Woche Milliarden in das Bankensystem. Die Käufe sollen noch bis mindestens Ende 2017 fortgesetzt werden.
(APA)