Türkei: "Post will unseren Preis drücken"

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Zwischen der Post und ihrem türkischen Partner Aras Kargo fliegen seit Monaten die Fetzen. Es geht ums Geld - und um gebrochene Zusagen, sagt Firmenchefin Evrim Aras.

Wien. Es war ein Prestigeprojekt. Die österreichische Post wollte nach einigen weniger erfolgreichen Engagements im Ausland zeigen, dass sie auch jenseits der Grenzen punkten kann. Da bot sich der türkische Logistiker Aras Kargo förmlich an, schließlich wollte das Familienunternehmen hoch hinaus und suchte einen Know-How-Geber. Was vor vier Jahren mit dem 25-prozentigen Einstieg der Post als vielversprechende Partnerschaft begann und mit dem Zukauf von weiteren 50 Prozent vertieft werden sollte, entwickelte sich zu einem beispiellosen Rosenkrieg, in dem sich die Partner mit gegenseitigen Vorwürfen eindecken. Ein Ende des Konflikts, der inzwischen vor mehreren Gerichten ausgetragen wird, ist nicht in Sicht.

Umso bemerkenswerter ist, dass Firmenchefin und Anteilshaberin Evrim Aras jetzt, mitten in dieser Patt-Situation, eigens nach Wien gereist ist, um ihre Sicht der Dinge darzulegen. Die lässt wenig Interpretationsspielraum offen. „Die Post will den Preis für den Zukauf nach unten drücken – möglicherweise, um dann unsere Firma teuer weiterzuverkaufen“, sagt sie im Gespräch mit der „Presse“. Woran Sie denke? An die Deutsche Post, die bereits mehrfach bei dem türkischen Unternehmen angeklopft habe.

In die kämpferischen Töne mischt sich freilich auch die Sorge um ihr Unternehmen: Der Stillstand, der jegliche Entscheidungen und Investments erschwere oder ganz verhindere, drohe Aras Kargo letztlich zu zerstören, ist die Unternehmerin überzeugt. „Wenn sich eine Strategie als falsch erweist, man jedoch an dieser festhält, wird man scheitern“, lautet ihre unmissverständliche Botschaft.

Aras will Post auskaufen

Um den Niedergang zu verhindern, setzt Aras, die nach dem Tod ihres Vaters 2008 an die Unternehmensspitze rückte, nun einen ungewöhnlichen Schritt: „Ich werde den österreichischen Wirtschaftsdelegierten in Istanbul, Georg Karabaczek, einschalten. Er soll eine Art Mediator-Rolle übernehmen.“ Darüber hinaus erneuert Aras ihr schon im Winter deponiertes Angebot, der Post ihren Viertel-Anteil zurückzukaufen. Und zwar mit einem 40-prozentigen Aufschlag. Die Post, die einst 125 Mio. türkische Lira (rund 52 Mio. Euro ) gezahlt hat, würde nun 207 Mio. Lira erhalten, rechnet Aras vor.

Das würde der Post doch den Ausstieg versüßen, zumal sich die Aufstockung auf 75 Prozent als Pyrrhussieg erweisen könnte, wenn die verbleibenden Aktionäre und die 12.000 Mitarbeiter auf Konfrontationskurs sind? „Wir haben bis heute kein rechtsverbindliches Angebot erhalten“, sagt Post-General Georg Pölzl dazu. Sollte ein solches Offert tatsächlich kommen, „würden wir uns das ansehen“. Mehr wolle und könne er als Chef eines börsenotierten Unternehmens dazu nicht sagen. Sehr wohl bestreitet Pölzl indes die Vorwürfe von Aras, die Post würde Investitionen blockieren. „Das stimmt nicht, wir haben das Bestmögliche getan.“

Wie so oft geht es auch bei diesem Konflikt um das liebe Geld. Beim Einstieg der Post im Jahr 2013, als beide Seiten die Kooperation in höchsten Tönen priesen, wurde eine Option auf weitere 50 Prozent vereinbart. Als Basis wurde eine Preisformel festgesetzt, die auf dem operativen Ergebnis (Ebitda) des Jahres 2015 fußt. „Im gemeinsamen Businessplan wurde ein Ebitda von 150 Mio. Lira angenommen“, präsentiert Avras erstmals die Zahlen. Die Kargo erwirtschaftete 2015 aber nur 86 Mio. Lira. 2016 rutschte das Ebitda auf 67 Mio. Lira ab. „Die Post kalkuliert jetzt nur noch mit 63 Mio. Lira“, betont Aras.

Die Verstimmung, die offenbar an keinem bestimmten Vorfall festzumachen ist, dürfte sich sukzessive aufgebaut haben. Immer wieder ging es um den Preis. Schon im Jahr 2015 habe sie sich unfair behandelt gefühlt und deshalb den Verkauf ihres kompletten Anteils von 26 Prozent überlegt (den Rest auf 75 Prozent halten andere Mitglieder der Familie Aras). Dazu habe sie Ende 2015 Post-Aufsichtsrats-Präsidentin Edith Hlawati kontaktiert, erzählt Aras. Diese habe Verhandlungen angestoßen „und wir haben auch eine Vereinbarung erreicht“. Allerdings habe die Post versucht, den vereinbarten Preis von 340 Mio. Lira zu drücken. Im Juni hat die Post dann – wie vereinbart – die Option zur Aufstockung ihrer Anteile gezogen. „Da ist es zum Bruch gekommen.“ Statt sich auf irgendeine Lösung zu einigen – Kauf der Aras-Anteile oder Ausstieg – habe die Post im Dezember 2016 das internationale Schiedsgericht angerufen. „Solche Widersprüche haben unsere Beziehung beschädigt“, ist Avras überzeugt.

Nun ist im Logistik-Unternehmen ein vom Gericht eingesetzter unabhängiger Treuhänder zugange. Außerdem wurde auf Veranlassung des Schiedsgerichts ein unabhängiger Wirtschaftsprüfer bestellt, der im Hinblick auf den Anteilszukauf den Firmenwert neu feststellen soll. Seine Expertise soll Ende April vorliegen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.03.2017)

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