Österreich erspart sich durch Niedrigzinsen 52 Milliarden Euro

APA/HERBERT NEUBAUER
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Österreich und damit auch die österreichischen Steuerzahler werden sich durch das vorherrschende Niedrigzinsumfeld längerfristig rund 52 Milliarden Euro ersparen, sagt OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny.

Bereits von 2009 bis Ende 2016 habe sich Österreich durch das historisch niedrige Zinsniveau rund 17 Milliarden Euro an Schulden und Zinsen erspart. Dadurch, dass die Bundesfinanzierungsagentur (OeBFA) in diesem günstigen Zinsumfeld langfristige fixverzinste Bundesanleihen auflegen konnte, ergebe sich für Österreich ein Gesamteffekt von 52 Milliarden Euro, sagte OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny am Donnerstag.

Nicht nur der Bund habe vom Niedrigzinsumfeld profitiert. Österreichische Unternehmen hätten sich seit 2008 bis zum dritten Quartal 2016 in Summe 28,2 Milliarden Euro erspart, private Haushalte 23,6 Milliarden Euro. Der größte Teil der privaten Kredite sei für Wohnbau verwendet worden, was gut sei, so der Notenbank-Chef. Hier gebe es in Österreich Bedarf.

"Die Nationalbank bekennt sich uneingeschränkt zum Bargeldgebrauch", betonte Nowotny. Die Österreicher seien sehr bargeldaffin. Der Euro-Bargeldumlauf stieg 2016 in der Eurozone um 3,9 Prozent auf 1.153 Milliarden Euro. Die Nachfrage werde weltweit auch in den kommenden zehn Jahren jährlich um 4 bis 5 Prozent steigen, so OeNB-Direktor Kurt Pribil.

Besonders hob Nowotny den Beitrag der OeNB zur österreichischen Finanzmarktstabilität hervor. Diverse Maßnahmen der Nationalbank hätten dazu geführt, dass sich die Schweizer Frankenkredite an private Haushalte zwischen Oktober 2008 und Ende 2016 um 45 Prozent verringert haben, wechselkursbereinigt sogar um 61 Prozent. Im Bankenbereich hätten sich die gruppeninternen Liquiditätstransfers an Tochterbanken in Zentral- und Osteuropa seit Ende 2011 um 64 Prozent verringert und die harte Kernkapitalquote der österreichischen Banken sei seit 2008 um 6,7 Prozentpunkte gestiegen.

Auf europäischer Ebene sei man noch nicht am Ziel einer europäischen Bankenunion angelangt. In Kraft seien erst die Einheitliche Beaufsichtigung und der Einheitliche Abwicklungsmechanismus, nicht jedoch das Einheitliche Europäische Einlagensicherungssystem. Verzögerungen bestünden wegen der damit verbundenen Gefahr von nicht berechenbaren Transferzahlungen.

Bei der Bankenregulierung sei für Österreich der Komplex "Proportionalität" besonders wichtig, betonte Nowotny. Notwendig sei die Entlastung von kleineren Banken, wie sie in Österreich typisch seien. Fixkosten der Regulierung würden kleinere Banken verhältnismäßig stärker treffen.

(APA)

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