Türkei sichert sich Zugriff auf die nationale Goldproduktion

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In Zukunft kann die türkische Notenbank jede geförderte Unze kaufen. Das soll die Reserven stärken - und kommt einer Nationalisierung des Goldsektors gleich.

Die Türkei bereitet ein Gesetz vor, dass der Nationalbank bevorzugten Zugriff auf die Goldproduktion des Landes verschaffen würde. Das berichtet Reuters unter Berufung auf zwei Quellen, die mit der Sache vertraut sind. Der Schritt soll der Notenbank die Aufstockung der Goldreserven erlauben, ohne den Vorrat an Währungsreserven zu minimieren. Wenn die türkische Notenbank Gold innerhalb des eigenen Landes kauft, kann sie dies mit frisch gedruckten türkischen Liras tun statt mit ausländischen Währungen.

"Die Zentralbank bekommt die erste Option, lokal produziertes Gold zu kaufen", sagte ein Vertreter des türkischen Goldsektors zu Reuters. "Dass bedeutet, dass die Zentralbank zum wichtigsten Goldkäufer in Lira wird." Die Zentralbank soll aber nicht verpflichtet werden, das Gold zu kaufen. So könne sie Größe und Zeitpunkt ihrer Zukäufe selbst bestimmen. "Es ist wichtig, die Reserven der Zentralbank zu stärken. Diese Anpassung wird die Goldreserven der Notenbank anwachsen lassen", sagte eine der Quellen.

Insgesamt 411 Tonnen Gold

Im vergangenen Jahr wurden rund 27,5 Tonnen Gold in der Türkei gefördert, was einem aktuellen Gegenwert von rund 1,1 Milliarden Dollar entspricht. In Lira ist der Goldpreis aufgrund der hohen Inflation und der politischen Turbulenzen der vergangenen Jahre stark gestiegen. Lag er im Sommer 2013 noch unter 2500 Lira pro Unze, so ist er inzwischen auf über 4500 Lira pro Unze geklettert.

Die Türkei hat keineswegs wenig Gold. Mit 411 Tonnen liegt man in der globalen Rangliste aktuell auf Platz 14. Zum Vergleich: Österreich hat 280 Tonnen Gold. Allerdings schwanken die Goldbestände der türkischen Nationalbank auch relativ stark. Vor allem deshalb, weil Gold hinzugerechnet wird, dass von türkischen Geschäftsbanken als Sicherheit für Zentralbankgeld hinterlegt wird.

Russland und China als Vorbild

Vor einigen Monaten hat der bekannte Ökonom Kenneth Rogoff die Entwicklungsländer dazu aufgefordert, ihre Reserven in Gold zu diversifizieren. China und Russland sowie weitere kleinere Entwicklungsländer tun dies bereits seit Jahren mit großem Eifer. Seit 2014 werden im Gegenzug global US-Dollar-Reserven abgebaut.

Dass die Türkei jetzt zu diesem drastischen Schritt greift, sollte dennoch zu denken geben. Denn die türkischen Goldminen sind jetzt de facto nationalisiert. Auch wenn man es offiziell nicht so nennen wird.

(jil/Reuters)

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