Türkei: Buchungen bleiben im Keller

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Reiseveranstalter Tui vermeldet um 90 Prozent weniger Buchungen als früher und streicht Flüge nach Antalya. Die deutsche Wirtschaft ist besorgt um Handelspartner.

Wien. Angesichts der unsicheren Lage in der Türkei, die sich mit dem Ausgang des Verfassungsreferendums fortsetzt, meldet der größte österreichische Reiseveranstalter, Tui, ein anhaltendes Buchungstief. Buchten zu Spitzenzeiten 100.000 Österreicher pro Sommersaison eine Türkei-Reise, liege man aktuell bei 10.000 bis 20.000. Bei Reiseveranstalter Der Touristik aus Frankfurt hält man sich vager: „Derzeit liegen wir für 2017 unter den vergleichbaren Vorjahreswerten für die Türkei.“

Die Geschäftsführerin von Tui Österreich, Lisa Weddig, zog am Dienstag in Innsbruck vor Journalisten die Konsequenzen aus der veränderten Buchungslage: Die Maschine, die bisher von Innsbruck nach Antalya flog, habe man gänzlich aus dem Programm gestrichen. „Stattdessen fliegen wir im Sommer 2017 jetzt nach Ibiza und Teneriffa“, erklärte sie. Von den massiven Rückgängen bei den Türkei-Reisen würden vor allem Griechenland und Zypern stark profitieren. Bei den Griechenland-Flügen verzeichnet der norddeutsche Konzern in der Sommersaison 2017 bereits ein Plus von 50 Prozent, bei Zypern ein Plus von 90 Prozent.

„Stabilisierung notwendig“

Auch die deutsche Wirtschaft reagierte am Dienstag besorgt auf den Ausgang des türkischen Verfassungsreferendums. „Mit dem Ergebnis des Referendums entfernt sich die Türkei weiter von der EU – ihrem wichtigsten Absatzmarkt“, sagte der Präsident des Außenhandelsverbandes, Anton Börner, am Dienstag. „Für die deutsche Wirtschaft ist es wichtig, dass sich die Lage in der Türkei stabilisiert und dass verlässliche Rahmenbedingungen für Unternehmen gewährleistet werden“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, Martin Wansleben.

Die Türken haben am Sonntag mit knapper Mehrheit von 51,4 Prozent der Einführung eines Präsidialsystems zugestimmt. In den Metropolen und Industriezentren des Landes stimmte aber eine Mehrheit gegen die Verfassungsreform. Die Türkei zählt mit einem Handelsvolumen von gut 37 Mrd. Euro im Jahre 2016 zu den 20 größten Handelspartnern Deutschlands. In dem Land arbeiten mehr als 6800 deutsche Firmen mit Niederlassungen oder Tochterunternehmen. Für die Türkei ist Deutschland der wichtigste Handelspartner.

Börner äußerte die Hoffnung, dass die türkische Regierung nun alles daransetzen werde, einer weiteren Spaltung des Landes entgegenzuwirken. Sie sollte zu einer „sachorientierten Diskussion“ mit der EU zurückkehren, so Börner. Nötig seien aber auch die Klärung der offenen Fragen zum Wahlvorgang sowie die Sicherstellung von Rechtssicherheit im Land. Hierbei gehe es nämlich um Grundvoraussetzungen für die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und der Türkei. (APA/Reuters)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.04.2017)

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