Jede fünfte Frau in Vollzeitjob bekommt weniger als 1300 Euro netto

Arbeiterin in der Industrie am Fliessband
Arbeiterin in der Industrie am Fliessbandwww.bilderbox.com
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Die Ausbildung spielt eine große Rolle für das Einkommen. Mehr als ein Viertel der Beschäftigten mit Pflichtschulabschluss erhält weniger als 1700 Euro brutto.

Zwei Drittel der Beschäftigten, die mit ihrem Vollzeitjob weniger als 1300 Euro netto pro Monat verdienen, kommen nur knapp mit ihrem Einkommen aus, bei elf Prozent reicht der Lohn gar nicht, zeigt der Arbeitsklima-Index der Arbeiterkammer Oberösterreich (AK-OÖ).

In den vergangenen drei Jahren verdienten zwischen 13 und 15 Prozent der Vollzeitbeschäftigten weniger als 1300 Euro netto pro Monat (umgerechnet sind das etwas weniger als 1700 Euro brutto). Besonders betroffen von Niedriglöhnen sind in Österreich Frauen:

Besch�ftigte in Niedriglohnjobs
Besch�ftigte in Niedriglohnjobs(c) APA/Sora(Ifes

Die Armutsgefährdung für Beschäftigte mit Niedriglohn steigt deutlich, konstatiert Daniel Schönherr vom Sora-Institut, besonders bei Vätern und Müttern und insbesondere bei Alleinerziehern. Von den Niedriglohnempfängern unter 1300 Euro netto mit Kindern sagen schon 18 Prozent, dass sie mit dem Einkommen allein nicht mehr auskommen. Fehlt dann auch noch das Partnereinkommen, steigt die Armutsgefährdung nochmals an: Alleinerziehende - meistens Frauen - in dieser Gehaltsgruppe sagen zu 24 Prozent, dass sie mit dem Einkommen nicht mehr auskommen. Für den Sozialforscher bildet der Niedriglohn-Sektor "die negative Seite der Flexibilisierung des Arbeitsmarkts".

Für den Präsidenten der AK OÖ, Johann Kalliauer, zeigen die Daten die Notwendigkeit einer Einigung auf einen österreichweiten Mindestlohn von 1700 Euro brutto bei Vollzeit. Rund 420.000 Beschäftigte verdienen weniger als 1700 brutto im Monat. Die von den Sozialpartnern bis Ende Juni angestrebte Einigung auf 1500 Euro brutto sieht er optimistisch.

Einen Abtausch von 1500 Euro Mindestlohn gegen eine Arbeitszeitflexibilisierung kann sich der oberösterreichische AK-Chef hingegen schwer vorstellen. "Das ist eine ungleiche Gleichung - hier 400.000 Betroffene, dort über drei Millionen Betroffene", meint Kalliauer. Die Flexibilisierung der Arbeitszeit sei in vielen Branchen schon sehr weit fortgeschritten, etwa bei den Metallern. Wenn es der Wirtschaftsseite um die Streichung der Überstundenzuschläge und einseitige Anordnungen ohne Mitbestimmung der Betriebsräte gehe - "dann wird das mit uns nicht funktionieren", stellte er klar.

(APA/red.)

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