Chefgehälter stagnieren

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Ein Spitzenmanager verdiente in Österreich im Vorjahr durchschnittlich 196.900 Euro. Frauen schnitten deutlich schlechter ab.

Wien. Gewerkschaften und Arbeiterkammer beklagen gebetsmühlenartig, dass die Schere zwischen den Chefgehältern und den Einkommen der durchschnittlichen Arbeitnehmer immer größer wird. Doch tatsächlich stagnieren die Gehälter der Spitzenmanager in Österreich seit Jahren. Im Vorjahr gab es bei den durchschnittlichen Jahreseinkommen der ersten Führungsebene sogar einen leichten Rückgang. Das sind die Ergebnisse einer am Mittwoch vorgestellten Umfrage des Wirtschaftsforums der Führungskräfte (WdF). Diese ist mit knapp 3000 Mitgliedern Österreichs größte unabhängige Managervereinigung. An der Umfrage haben 559 Führungskräfte teilgenommen. Anders als bei schnellen Online-Umfragen mussten die Manager schriftlich einen Fragebogen ausfüllen und an einen Notar schicken. Dieser sorgte dafür, dass die Daten anonymisiert ausgewertet wurden. Keine andere Umfrage liefert derart aussagekräftige Werte über die Gehälter der heimischen Manager.

Der Studie zufolge lag 2016 das durchschnittliche Jahresgehalt eines Spitzenverdieners in der ersten Führungsebene bei 196.900 Euro brutto. Im Jahr zuvor waren es 197.300 Euro (siehe Grafik).

„Es ist ernüchternd“, sagt WdF-Bundesvorsitzende Gerhard Zeiner, der auch Mitglied der Geschäftsleitung von SAP Österreich ist. Denn seit neun Jahren dümpeln die Durchschnittsgehälter der Manager in der ersten Führungsebene unter der Marke von 200.000 Euro dahin. „Es tut sich nichts. Wir stehen im neunten Jahr der Nicht-Weiterentwicklung“, so Zeiner. Dies hängt wie bei den meisten Gehältern mit der schwachen Konjunktur zusammen. „Es fehlen die großen Inputs, die große Bewegung, die anspringende Konjunktur“, sagt Zeiner.

Schrumpfende Erfolgsprämien

Besonders schlecht ist die langfristige Entwicklung bei den Gehältern von Managern in der zweiten Führungsebene. Diese verdienten 2016 inflationsbereinigt ungefähr so viel wie vor 35 Jahren. Dabei müssen diese Menschen immer mehr Verantwortung übernehmen. Denn in den vergangenen Jahren wurde in vielen Firmen das mittlere Management (Abteilungs- und Bereichsleiter) ausgedünnt.

Laut WdF-Studie bezogen Manager der zweiten und dritten Führungsebene im Vorjahr ein Durchschnittsgehalt von 126.000 Euro brutto. Rund 62 Prozent der Manager in der ersten Führungsebene und 70 Prozent der Manager in der zweiten und dritten Führungsebene erhalten erfolgsabhängige Geldleistungen. Diese sind 2016 allerdings geschrumpft, dafür legten die Grundgehälter leicht zu.

Deutliche Einkommensunterschiede gibt es zwischen Männern und Frauen. Laut WdF-Studie verdienten Männer in der ersten Führungsebene im Vorjahr durchschnittlich 203.600 Euro brutto, bei Frauen hingegen waren es nur 141.000 brutto. Dass Frauen in Spitzenpositionen so viel weniger verdienen als Männer, führen das Wirtschaftsforum der Führungskräfte und das befragende Institut Triconsult darauf zurück, dass Frauen weniger in technischen Führungsjobs und in Vertriebspositionen vertreten sind, sondern vielmehr im Marketing, als Juristinnen und in den Personalabteilungen. Auch arbeiten Frauen oft in kleineren Firmen, wo auch Männer in Spitzenpositionen weniger verdienen.

Generell sind Frauen kaum in den höchsten Verdienstklassen vertreten. Dies zeigt sich auch daran, dass nur zehn Prozent der Teilnehmer an der WdF-Umfrage Frauen waren. Laut „Frauen Management Report 2017“, der im Februar präsentiert wurde, liegt die Frauenquote in der Geschäftsführung der 200 größten Unternehmen Österreichs bei 7,2 Prozent.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.04.2017)

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