ATX-Vorstandschefs verdienen weniger

ANDRITZ AG 'JAHRESERGEBNIS 2016': LEITNER
ANDRITZ AG 'JAHRESERGEBNIS 2016': LEITNERAPA/HERBERT NEUBAUER
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Die durchschnittliche Vergütung lag 2016 bei 1,6 Millionen Euro. Die Transparenz bei der Vorstandsvergütung in Österreich ungenügend, kritisiert der europäische Unternehmensberater hkp.

Österreichs börsenotierte Leitbetriebe machen nach wie vor ein großes Geheimnis aus den Gagen ihrer Vorstände, kritisiert der europäische Unternehmensberater hkp, der alljährlich ein Vergütungsranking erstellt. Von 2015 auf 2016 sank die durchschnittliche Vergütung der ATX-Vorstandschefs von 2,2 Millionen auf knapp 1,6 Millionen Euro, aber nur wegen der vielen Vorstandswechsel.

Gagenkaiser war laut der hkp-Auflistung im Vorjahr der Ende November 2016 aus Krankheitsgründen ausgeschiedene RHI-Chef Franz Struzl, der auf 3,8 Millionen Euro kam.

Einkommen von ATX-Vorst�nden 2016
Einkommen von ATX-Vorst�nden 2016(c) APA

hkp-Partner Michael Kramarsch kritisierte die mangelnde Transparenz der österreichischen Vergütungsberichte. Diese zu lesen gleiche Stochern im Nebel. "Österreichische Unternehmen halten sich zwar an die österreichischen Transparenzvorschriften. Die sind aber im internationalen Vergleich ungenügend." Der hkp-Partner Hoffnung setzt auf die neue Aktionärsrechterichtlinie, die kürzlich im EU-Parlament verabschiedet wurde und die auch Österreich binnen zwei Jahren in nationales Recht umsetzen muss. "Das Thema Vorstandsvergütung wird sich dadurch in Österreich dramatisch verändern", so Kramarsch.

In Österreich haben im Gegensatz zu fast allen anderen europäischen Ländern die Aktionäre bei der Vorstandsvergütung nichts mitzureden. Und mit der Mitsprache der Anteilshaber sei unweigerlich Transparenz seitens des Unternehmens verbunden. "Als Aktionär kann ich nur über etwas abstimmen, was ich im Detail kenne", so Kramarsch. Derzeit weisen die heimischen Unternehmen nicht ordentlich aus, wie sich die variablen und sonstigen Gehaltsbestandteile zusammensetzen, auch ist nicht immer klar, auf welches Jahr sich Boni beziehen.

Vergütung nicht an Performance gemessen

Die Managergagen haben in Österreich mit dem Unternehmenserfolg nicht allzu viel zu tun, sagt auch Kramarsch. "Über die letzten Jahre ist die Vergütung der Unternehmensperformance enteilt." Die Delle 2016 ist für den Experten noch keine Trendwende, sondern eher darauf zurückzuführen, dass bei einigen neuen Vorständen Boni noch nicht miteingerechnet werden konnten. Von 2012 bis 2015 ist die Schere von Performance und Vergütung kontinuierlich aufgegangen, hat hkp errechnet. Als Performance versteht der Berater eine Kombination aus Umsatz, Marktkapitalisierung, Gewinn nach Steuern und Dividende.

Das Argument, dass österreichische Vorstände im internationalen Vergleich wenig verdienten, lässt Kramarsch übrigens nicht gelten. Man könne ja ATX-Unternehmen nicht mit DAX-Konzernen vergleichen, sondern lediglich mit ungefähr gleich großen Unternehmen, zum Beispiel der zweiten und dritten Reihe der börsennotierten Firmen Deutschlands. Die MDAX- und SDAX-Vorstände verdienten "nicht dramatisch" mehr als die Österreicher.

(APA/red.)

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