Cyber-Attacke für Versicherer noch kein großes Thema

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Nur ein Bruchteil der Unternehmen außerhalb der USA ist gegen Cyber-Attacken wie die Schadsoftware "WannaCry" versichert.

Für die Versicherungsbranche sei der Cyberangriff "ein gut beherrschbares Ereignis", erklärte ein Sprecher des weltgrößten Rückversicherers Münchener Rück am Montag. Versicherungen gegen Hackerangriffe und andere Formen von Computerkriminalität sind einer große Hoffnungsträger für die Branche. Experten schätzen das Prämienvolumen auf derzeit rund 3,5 Milliarden Dollar. Bis 2020 könnte es laut Münchener Rück auf 8,5 bis 10 Milliarden Dollar steigen. Zu den großen Anbietern gehören neben der Münchener Rück auch die Allianz, AIG, Chubb und Zurich.

Derzeit würden neun von zehn Cyber-Policen in den USA verkauft, sagt Kevin Kalinich, Leiter der Sparte für Cyber-Risiken beim Versicherer und Risikomanager Aon. Ein Grund dafür sei die staatliche Meldepflicht für Daten-Diebstahl, die es in den USA bereits seit zehn Jahren gebe, erklärt Bob Parisi vom Versicherungsmakler Marsh. In der EU wird sie Mitte 2018 eingeführt. Experten erwarten dann auch in Europa eine anziehende Nachfrage.

"WannaCry" hatte am Wochenende mehr als 200.000 Computer in 150 Ländern erfasst und blockiert. Die Urheber wollten damit von Firmen wie dem staatlichen britischen Gesundheitsdienstleister NHS, dem französischen Autobauer Renault und der Deutschen Bahn Geld erpressen, damit sie wieder Zugang zu ihren Rechnern erhalten. Schätzungen des wirtschaftlichen Schadens reichen von einigen hundert Millionen Dollar bis zu vier Milliarden Dollar.

Die Versicherer zahlen im Schadenfall laut Parisi sowohl das Lösegeld als auch die Kosten für die Benachrichtigung von Kunden und mögliche Klagen. Die Versicherungssummen decken bis zu 50 Millionen Dollar ab, in Einzelfällen könnten es aber auch bis zu 600 Millionen sein. Firmen, die sich selbst nicht ausreichend schützen, etwa durch Sicherheits-Updates, oder Lösegeld zahlen, bevor sie ihren Versicherer kontaktiert haben, drohen aber leer auszugehen. "Das kann ganz schön verzwickt sein. Da verliert man leicht ein paar Millionen Dollar", warnt Kalinich.

(Reuters)

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