Den Maschinen fehlen die Menschen

Symbolbild: Digitalisierung
Symbolbild: Digitalisierung(c) REUTERS (SAMANTHA SAIS)
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Zwei von drei heimischen Managern fürchten, dass sie nicht genug qualifizierte Mitarbeiter finden werden, um die kommende Digitalisierung ihres Geschäfts zu stemmen.

Wien. Leugnen hat keinen Zweck mehr. Die zunehmende Automatisierung vieler Produktionsschritte führt zu Jobverlusten in der heimischen Industrie. Zumindest nennen 88 Prozent aller österreichischen Unternehmenschefs, die heuer Mitarbeiter abbauen wollen, die Einführung von Robotern und selbstdenkender Software als ausschlaggebenden Grund für die geplanten Stellenkürzungen.

Das ist ein Ergebnis der „Global CEO Survey“ von PwC, die der „Presse“ vorliegt. Weltweit hat das Beratungsunternehmen dafür fast 1400 Manager befragt. Und es zeigt sich: Nicht nur manche Arbeiter und Angestellte haben Grund zur Sorge vor der anstehenden Digitalisierung. Auch die Unternehmen steuern auf Schwierigkeiten zu.

Kaum echte Experten zu haben

Glaubt man den heimischen Managern, fehlen ihnen schlicht die richtigen Mitarbeiter, um die Digitalisierung ihres Geschäfts auch umsetzen zu können. Zwei von drei fürchten, dass sie in Österreich nicht genug geeignete Fachkräfte finden werden. Zum Vergleich: Vor einem Jahr bereitete das erst 25 Prozent aller Unternehmenschefs Kopfzerbrechen.

Wie groß die Not der Firmen ist, zeigt auch eine aktuelle Auswertung der Metajobsuchmaschine Joblift. Demnach wurden in den ersten vier Monaten des heurigen Jahres fast um die Hälfte mehr Stellen ausgeschrieben, die im weitesten Sinne mit dem Technologie-Trendthema „Blockchain“ zu tun haben. Echte Experten erhoffen sich die Personalchefs aber nur in Ausnahmefällen. Zumeist geben sie sich mit Grundkenntnissen zufrieden. Es scheint, als wären viele Firmen schon glücklich, wenn sich der oder die Neue ein wenig besser auskennt als die vorhandene Belegschaft.

Dass kaum ein Unternehmen um das Thema Digitalisierung umhinkommen wird, ist mittlerweile common sense in den meisten Chefetagen. Immerhin 84 Prozent aller Befragten erwarten, dass die technologische Veränderung den Wettbewerb stark verändern wird. Konkrete Schlüsse ziehen aus dieser treffenden Analyse derzeit aber nur die wenigsten. So interessiert sich nur etwa jedes vierte Unternehmen im Land ernsthaft darum, welche möglichen Vorteile das Zusammenspiel von Mensch und Maschine bringen könnte. International sind es etwa doppelt so viele. Auch künstliche Intelligenz wird zumeist nur als weiteres Schlagwort herumgetragen. Was selbst denkende Computer für das eigene Geschäft oder die notwendigen Qualifikation der Mitarbeiter bedeuten könnten, sehen sich in Österreich nur 23 Prozent der Firmen an. Global sind es 39 Prozent.

Jeder zweite will Jobs schaffen

So wie die Österreicher dem Thema scheinbar generell entspannter gegenüber stehen, als der Rest der Welt. Während sich international sieben von zehn Managern von der Geschwindigkeit des technologischen Wandels fürchten, sind es hierzulande nur drei. Massenarbeitslosigkeit erwarten sie ohnedies nicht. Im Gegenteil: Fast jeder zweite will heuer mehr Mitarbeiter einstellen. Gründe dafür sind weder der zyklische Aufschwung noch wartungsintensive Roboter, sondern das Vertrauen der Chefs ins Wachstum ihrer Unternehmen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.05.2017)

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