Dieselskandal bei Mercedes

Mit Mercedes gerät der nächste Autohersteller ins Visier der Justiz.
Mit Mercedes gerät der nächste Autohersteller ins Visier der Justiz.(c) REUTERS (Michaela Rehle)
  • Drucken

230 Polizisten haben mehrere Standorte von Mercedes durchsucht. Es geht um angebliche Manipulationen bei Dieselabgasen.

Wien/Stuttgart. Vergangene Woche war Mercedes noch ein Beweis dafür, dass der Diesel sauber sein kann und trotz der aktuellen Debatten und der Kritik eine Chance hat: An der TU Wien erhielt die Firma den Porsche-Preis für ihren innovativen Dieselmotor in der E-Klasse, der die Stickstoff-Emissionen wirkungsvoll reduziert.

Doch jetzt hat die Vergangenheit Mercedes eingeholt: Ein Großaufgebot an Ermittlern durchsuchte am Dienstag mehrere Daimler-Standorte in verschiedenen deutschen Bundesländern. Hintergrund der Razzien ist der Verdacht auf Manipulation bei den Dieselabgasen.

Im Rahmen der Ermittlungen waren 23 Staatsanwälte und 230 Polizisten aus Baden-Württemberg und anderen Bundesländern im Einsatz, wie die Stuttgarter Staatsanwaltschaft und das Landeskriminalamt Baden-Württemberg mitteilten. Insgesamt seien elf Objekte in Baden-Württemberg, Berlin, Niedersachsen und Sachsen durchsucht worden. Es ging dabei um „beweiserhebliche Unterlagen und Datenträger“.

Der Autobauer teilte mit, man kooperiere vollumfänglich mit den Behörden. Weitere Angaben wollte die Firma mit Blick auf das laufende Ermittlungsverfahren nicht machen.

Bereits im März waren die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft bekannt geworden. Sie richten sich gegen „bekannte und unbekannte Mitarbeiter der Daimler AG wegen des Verdachts des Betruges und der strafbaren Werbung im Zusammenhang mit möglicher Manipulation der Abgasnachbehandlung bei Diesel Pkw“.

Die Frage möglicher Manipulationen bei Abgaswerten beschäftigt Daimler seit längerem. Der Stuttgarter Autobauer betont, sich bei der Abgasnachbereitung in Dieselfahrzeugen an geltendes Recht zu halten. Streitpunkt ist ein sogenanntes „Thermofenster“, das in bestimmten Temperaturbereichen die Abgasnachbereitung herunterregelt. Laut der Argumentation der Hersteller wird das genutzt, um Bauteile im Motor zu schützen. Daimler hatte sich wie andere Hersteller auch mit dem deutschen Kraftfahrtbundesamt darauf geeinigt, 247.000 Fahrzeuge freiwillig zurückzurufen, um die Technik anzupassen.

Neben der Stuttgarter Staatsanwaltschaft beschäftigt sich auch die US-Justiz mit Mercedes und seiner Abgasnachbehandlung. In den Vereinigten Staaten muss man sich bereits mit mehreren Sammelklagen befassen.

Auf die Aktie des Stuttgarter Autobauers hatten die Razzien kaum Auswirkungen: Sie lag nicht einmal ein Prozent im Minus. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.05.2017)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

ARCHIVBILD / THEMENBILD: FEINSTAUBBELASTUNG
Österreich

Strengere Abgastests in der EU kommen trotz Widerstands aus Deutschland

Die Länder einigten sich am Montag mit qualifizierter Mehrheit darauf, dass die EU-Kommission bei Manipulationen von Abgastests Strafen verhängen kann.
GM verbaute Dieselmotoren in seinen großen Pick-ups.
Geld & Finanzen

Dieselaffäre erwischt GM und Bosch

Wer hat eigentlich bei den Dieselabgastests nicht manipuliert? Nach einer Reihe von europäischen Autobauern werden nun erstmals Vorwürfe gegen eine US-Autofirma laut.
20140626 TIENEN BELGIUM Illustration picture shows the logo of Bosch as 410 jobs are threatened
Österreich

Bosch gerät wegen Daimler-Ermittlungen ins Visier der Justiz

Nach dem Dieselskandal bei Volkswagen rückt der Zulieferer Bosch erneut ins Visier der Justiz.
Daimler-Chef Dieter Zetsche
Unternehmen

Razzia bei Daimler wegen Abgas-Betrugsverdachtes

Die Staatsanwaltschaft Stuttgart, die dem Abgasskandal bei VW nachgeht, führte eine Razzia bei deutschen Premiumhersteller Daimler durch.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.