OeNB sieht Bilderbuch-Aufschwung

OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny.
OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny.(c) REUTERS (LEONHARD FOEGER)
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Wie die OECD hebt auch die Nationalbank die Wachstumsprognose deutlich an. Bei der Inflation divergieren die Ansichten jedoch – mit Auswirkung auf die Geldpolitik.

Wien. „Das Wachstum ist durchaus robust. Es hat sogar Überlegungen gegeben, die Prognose noch höher anzusetzen.“ Es sind gute Nachrichten, die OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny am Freitag verkünden kann. Nicht zuletzt für Vertreter der beiden Regierungsparteien. Denn der beginnende Wahlkampf wird somit von einer wirtschaftlichen Erholung samt sinkender Arbeitslosigkeit begleitet. Um 2,2 Prozent soll die heimische Volkswirtschaft laut der Vorhersage heuer wachsen. Um 0,7 Prozentpunkte mehr als noch bei der jüngsten Prognose im Dezember.

Bei der Nationalbank spricht man sogar von einem „bilderbuchhaften Aufschwung“. Denn die Erholung werde von allen relevanten Bereichen getragen. Wie im Vorjahr sollen auch heuer der private Konsum – dank der Steuerreform – und die Investitionen den Großteil dazu beisteuern. Und auch der staatliche Konsum werde ein ordentliches Scherflein beitragen, so die OeNB-Ökonomen. Im Unterschied zu 2016 gibt es heuer jedoch auch wieder einen positiven Beitrag von den Nettoexporten (Exporte minus Importe). Diese kosteten im Vorjahr noch mehr als 0,5 Prozentpunkte des Wachstums. Grund dafür war, dass einerseits der Welthandel sich kurzfristig leicht abgeschwächt und andererseits die Importnachfrage nach Maschinen und Fahrzeugen deutlich zugelegt habe.

Am Investitionszenit

Bei diesen sogenannten Ausrüstungsinvestitionen sei heuer wohl auch der Höchststand erreicht worden, so die OeNB-Prognose weiter. Denn schon seit 2014 würden die Unternehmen kräftig in diesem Bereich investieren. Für die gesamte Konjunktur seien die erwarteten Rückgänge jedoch kein Beinbruch, da sie von einem Zuwachs bei den Bauinvestitionen wieder ausgeglichen würden, sagt Doris Ritzberger-Grünwald, die Chefökonomin der OeNB.

Dennoch werde sich die Prognose 2018 und 2019 wieder etwas eintrüben (siehe Grafik). Auf die für die Politik wichtigste Zahl, die Arbeitslosenquote, soll das aber keinen Einfluss haben. Sie wird laut den Erwartungen der Nationalbank auch in den kommenden Jahren konstant sinken und soll 2019 wieder bei 5,4 Prozent (nach Eurostat-Definition) liegen.

Auf die Frage, warum die OeNB so viel positivere Zahlen erwarte als etwa der IWF, der erst im April für Österreich eine Prognose von 1,4 Prozent für heuer erstellte, meint Nowotny am Freitag: „Der IWF hat sich hier einfach geirrt. Auch der Währungsfonds kann manchmal danebenliegen.“ Die Erwartung der Nationalbank decke sich zudem auch mit der jüngsten Prognose der OECD. Wie berichtet hat die Industrieländer-Organisation erst Mitte der Woche ihren Ausblick für das diesjährige Wirtschaftswachstum ebenfalls auf 2,2 Prozent angehoben.

Doch während OeNB (und somit auch die EZB) bei der Konjunktur mit der OECD auf Linie liegt, sieht es bei der Inflationserwartung ganz anders aus. So erwartet die EZB für die gesamte Eurozone für heuer eine Inflation von nur 1,5 Prozent – im kommenden Jahr soll diese sogar auf 1,3 Prozent fallen. Sieht man sich die Einzelprognosen der OECD für die Teuerung an, liegen jedoch nur Frankreich, Italien, Irland, Griechenland und Finnland auf beziehungsweise unter diesem Wert. Viele Länder kratzen hingegen bereits an dem Inflationsziel von zwei Prozent – oder liegen sogar darüber.

Für die Geldpolitik der EZB ist dies jedoch die entscheidende Frage. Wie berichtet beschloss der Rat der Zentralbank am Donnerstag ja, weder an den Zinsen noch am monatlichen Anleihenkaufprogramm der EZB etwas zu ändern. Als Grund für diese fehlende Normalisierung der Geldpolitik wurde eben die zu schwache Inflation angegeben.

Märkte erwarten langsame Reduktion

Worauf dieser Unterschied zwischen den EZB- und den OECD-Prognosen basiert, kann Nowotny am Freitag auch nicht sagen. Auf jeden Fall sei die Zentralbank sehr vorsichtig, wenn es darum gehe, Änderungen in der Geldpolitik umzusetzen. Man wolle auf keinen Fall die Finanzmärkte mit voreiligen Maßnahmen verschrecken. Daher sei es auch fix, dass bis Ende dieses Jahres 60 Mrd. Euro pro Monat in den Kauf von Anleihen gesteckt werden, so Nowotny weiter.

Die Fortführung dieses Programms darüber hinaus hänge von den volkswirtschaftlichen Zahlen ab. Es sei jedoch klar, dass auch bei einem Ende der Anleihenkäufe die Märkte eine langsame und schrittweise Reduktion erwarten würden. Ein Anheben der Zinsen vom derzeitigen Tiefstand werde es zudem frühestens nach dem vollständigen Auslaufen der Anleihenkäufe geben – also wohl erst weit im Jahr 2018. (jaz)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.06.2017)

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