Zug-Kellner werden Eisenbahner - Deutliche Lohnsteigerung

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Die Bahn-Caterer bekommen einen neuen Kollektivvertrag. Darauf haben sich die Bahn und die Sozialpartner geeinigt.

Die Kellner in Zügen werden seit 1. Juli deutlich besser bezahlt. Fachkräfte erhalten nun 1.761 Euro brutto monatlich, ein Plus von 25 Prozent. Ungelernte verdienen 1.642 Euro, ein Zuwachs von 17 Prozent. Für die Bahnkunden soll die Verpflegung aber nicht teurer werden, denn durch flexiblere Arbeitszeiten sollen die Mehrbelastungen für die Caterer abgefedert werden, so ÖBB-Chef Andreas Matthä.

Der neue Kollektivvertrag (KV) gilt für alle Bahnunternehmen in Österreich und betrifft aktuell knapp 400 Zug-Kellner, rund 350 davon arbeiten für Do&Co in den ÖBB-Zügen. Die rund 500 Bediensteten in Liege- und Schlafwägen müssen sich mit ihrer Lohnerhöhung noch bis zum Jahr 2020 gedulden, was an laufenden Verträgen liegt, so Roman Hebenstreit, Vorsitzender der Verkehrs- und Gastro-Gewerkschaft vida.

Eine Besserstellung für die Gastro-Bediensteten gibt es auch bei den Stehzeiten zwischen zwei Zugfahrten. Hier gibt es nach 180 Minuten extra Zuschläge.

Für die finanziellen Zuckerln müssen die Kellner aber künftig bei den Arbeitszeiten flexibler sein. Sie können nun bis zu 12 Stunden am Tag eingesetzt werden, an der normalen Wochenarbeitszeit von 40 Stunden ändert sich aber nichts. Außerdem wird ihr Einsatzbereich erweitert, so sollen sie zum Beispiel beim Evakuieren von Zügen helfen.

Die ÖBB haben ihren Caterer bereits ausgeschrieben, im Juni 2018 soll dann der Zuschlag fallen. Dem Vernehmen nach wird sich auch wieder der derzeitige Anbieter, Do&Co ("Henry am Zug"), bewerben. Dieser hat seinen bisherigen Job "bravourös gemeistert", so Matthä.

ÖBB haben Planungssicherheit

Probleme mit Do&Co waren aber der Auslöser für die jetzige Sozialpartnereinigung. Der bekannte Wiener Caterer, der vor allem Airline- und Event-Gastronom ist, hatte in den ÖBB-Zügen Ungarn zu ungarischen Löhnen beschäftigt, was ihm Ärger mit dem Arbeitsinspektorrat einbrachte. Als Strafen vonseiten des Arbeitsinspektorates von bis zu 1,3 Millionen Euro drohten, kündigte Do&Co seinen Rückzug an, wurde aber von den ÖBB an laufende Verträge erinnert.

"Rot-weiß-rote Arbeitsplätze in rot-weiß-roten Bahnen werden auch zu rot-weiß-roten Bedingungen entlohnt", freute sich heute Hebenstreit - und er war damit nicht alleine. "Für die ÖBB bedeuten die neuen Kollektivverträge Planungssicherheit, für die Beschäftigten und die Unternehmen Rechtssicherheit", ergänzte Matthä.

Wobei die heutige Pressekonferenz ganz dem derzeitigen Honeymoon der Sozialpartner gewidmet war. Sowohl Hebenstreit wie auch sein Gegenüber, Thomas Schreiber (Obmann Fachverband Schienenbahnen), wurden nicht müde die Sozialpartnerschaft zu loben. "Die Sozialpartnerschaft ist in der Lage Lösungen zu erarbeiten", so Scheiber. Und Hebenstreit brachte es auf den Punkt: "Es war ein Musterbeispiel von Geben und Nehmen."

Und auch einen Seitenhieb auf die Aussage von Finanzminister Jörg Schelling (ÖVP, "Die Sozialpartnerschaft ist tot. Sie weiß es nur noch nicht"), gab es noch von Schreiber, der von einer sehr lebendigen Partnerschaft sprach - und meinte: "Sie funktioniert exzellent."

(APA)

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