Voest baut die digitale Fabrik in Donawitz

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Der Linzer Hightech-Konzern investiert in der Steiermark 100 Mio. Euro in eine supermoderne Stranggussanlage, die alle Kriterien von Industrie 4.0 erfüllt. Außerdem entsteht ein Forschungszentrum.

Donawitz/Wien. Europa vertreibt mit seiner strengen Umweltpolitik, mit hohen Energiepreisen und Steuern die Industrie: auch Voestalpine-Boss Wolfgang Eder lässt keine Gelegenheit aus, auf dieses Negativszenario hinzuweisen, das letztlich daraus hinauslaufen würde, dass Konzerne wie der Linzer Stahlverarbeiter große Investitionen nur mehr in Übersee tätigt und hierzulande nur mehr das Nötigste erfolgt.

Ganz so ist es aber doch nicht. Gerade erst hat die Voest an ihrem zweiten großen Standort Donawitz ein neues Drahtwalzwerk in Betrieb genommen – Investition rund 100 Mio. Euro. Jetzt ist die Entscheidung gefallen, noch einmal 100 Mio. Euro in der Steiermark zu investieren. Diesmal geht es wieder um die Produktion, aber auch um die Forschung.

Einerseits geht es um eine neue Stranggussanlage mit einer Jahreskapazität von bis zu 950.000 Tonnen, die 2019 in Betrieb gehen soll. In dem Werk werden hochreine Stähle produziert. Sie dienen als Vormaterial für Hochleistungsschienen, Qualitätswalzdraht – der wiederum im Autobau zum Einsatz kommt – sowie High-Tech-Nahtlosrohre für die Öl- und Gasindustrie. Diese werden in der Stranggussanlage produziert. „Mit diesem Investment bauen wir die Technologieführerschaft in unseren wichtigsten Sparten weiter aus“, sagt Franz Kainersdorfer. Er ist Vorstand der Voest-Division Metal Engineering, die eigenen Angaben zufolge Weltmarktführer bei Weichen und der zugehörigen Signaltechnik ist. Bei Schienen und Nahtlosrohren liege man im Spitzenfeld.

Die neue Anlage ersetzt nicht nur die bestehende, sie setzt auf noch höhere Stahlqualitäten. „Und sie ist hinsichtlich Industrie 4.0 am letzten Stand der Technik“, sagt Kainersdorfer. Das heißt, die Fabrik arbeitet mit einer volldigitalisierten Prozesssteuerung.

Und wo bleiben dann die 2500 Beschäftigten am Standort Donawitz? „Es gibt keinen Personalabbau, denn die Mitarbeiter werden vermehrt in der Steuerung und Datenauswertung benötigt“, hieß es dazu bei der Voest auf „Presse“-Anfrage.

Stahlwerk im Kleinformat

Im neuen Forschungszentrum, das das große Forschungszentrum in Linz ergänzt, soll ab 2018 an Stählen der Zukunft gearbeitet werden. Dazu wird auf dem 2800 Quadratmeter großen „Technikum Metallurgie“ ein komplettes Stahlwerk im Kleinformat aufgebaut. Ziel des Projektes ist es, neue High-Performance-Stähle mit noch höherer Festigkeit, weniger Gewicht und besserem Korrosionsschutz zu entwickeln. Im Automobilbau etwa soll durch die belastbareren und leichteren Antriebsstrangkomponenten der Treibstoffverbrauch sinken. „Neue Erkenntnisse beim Werkstoff Stahl geben uns die Möglichkeit, den Anforderungen der Kunden noch besser zu entsprechen“, betont Kainersdorfer.

In der Forschungsanlage wird außerdem mit kleinen Gewichtseinheiten von rund vier Tonnen gearbeitet statt wie bisher mit einer Mindestproduktionsmenge von 68 Tonnen Stahl. Mit den neuen Stahlsorten sollen die Innovationszeiten verkürzt und auch Kunden mit bisher nicht möglichen Kleinmengen beliefert werden.

Die Metal Engineering Division der Voest hat im Geschäftsjahr 2016/17 mit 13.000 Mitarbeitern weltweit einen Umsatz von rund 2,7 Mrd. Euro und ein operatives Ergebnis von 200,8 Mio. Euro erzielt. Rückgänge gab es vor allem durch den Sparkurs der Öl- und Gasbranche. Bahngesellschaften machen mit 52 Prozent den größten Kundenkreis aus. 40 Prozent des Umsatzes wird außerhalb Europas erwirtschaftet. (eid)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.07.2017)

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