Nationalbank mahnt Banken und Kreditnehmer

Andreas Ittner
Andreas Ittner(c) Clemens Fabry
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Die heimischen Banken stehen stabil da, müssen die Kosten aber weiter im Auge behalten, so die OeNB. Bei den Krediten wundern sich die Notenbanker über die Beliebtheit von variablen Zinsen und warnen vor dem Risiko.

Wien. Österreichs Banken müssen die Kostensenkung weiter vorantreiben, sagt die Nationalbank. Auch müsse das Eigenkapital noch gestärkt werden. „Die momentan gute Gewinnsituation der österreichischen Banken sollte für Zukunftsinvestitionen genutzt werden“, sagte Vize-Gouverneur Andreas Ittner am Freitag bei der Vorstellung des Finanzmarktstabilitätsberichts.

„Gleichzeitig sollten die Bemühungen zur Bewältigung der Herausforderungen im Niedrigzinsumfeld und zur Kostenreduktion nicht nachlassen“, so Ittner. Insgesamt habe der österreichische Bankensektor seine Widerstandsfähigkeit verbessert, erklärte die OeNB. Aber: In Osteuropa müsse man weitere Schritte zum Abbau notleidender Kredite setzen. Österreichs Banken sind in Osteuropa stark vertreten. Die Kapitalausstattung der Institute habe sich 2016 zwar verbessert, erklärten die Aufseher. Es seien jedoch weitere Anstrengungen erforderlich, um bei künftigen Krisen widerstandsfähig zu sein.

Keine Immobilienblase

Insgesamt zeigt sich die Notenbank zufrieden mit der Entwicklung der Kreditvergabe der Banken und der davon erwarteten positiven Wirkung für die Wirtschaft. Angesichts des Nachfragedrucks auf dem Wohnmarkt sei in diesem Sektor auch nicht mit einer Blase zu rechnen, so OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny. Die Jahreswachstumsrate bei Wohnbaukrediten habe sich zuletzt bei rund vier Prozent stabilisiert und liegt damit rund einen Prozentpunkt über dem Schnitt in der Eurozone. Auch die Fragmentierung des Euroraums verringert sich in diesem Bereich, so die OeNB.

Die Verschuldung sowohl der Haushalte als auch der Unternehmen sei im EU-Vergleich weiterhin relativ niedrig. Aber: Der Anteil der variabel verzinsten Kredite sei immer noch hoch. In Österreich liegt dieser bei rund 60 Prozent bei Haushalten – verglichen mit nur 20 Prozent im Euroraum. Tatsächlich sinkt der Anteil der variabel verzinsten Kredite auch seit 2015 stetig – weil der Zinsvorteil weg ist. Dennoch sieht die Nationalbank angesichts des immer noch hohen Anteils der variablen Zinsen ein „erhebliches Zinsänderungsrisiko“. Soll heißen: Wenn die Zinsen wieder steigen, könnte dies für manche Kreditnehmer unangenehm werden. „Ich bin immer wieder verwundert, wie konservativ die Leute bei der Geldanlage sind und wie sie sich gleichzeitig um die Risken bei Krediten keine Sorgen machen“, sagte Ittner.

Wann die Zinsen wieder steigen werden, ist freilich völlig offen. Die EZB wird bei der Sitzung in der kommenden Woche wohl weitere Signale in Richtung einer Normalisierung der Geldpolitik senden. Aber noch geht es nur um den Abbau der Anleihenkäufe. Erst wenn dieses Programm beendet ist, können die Notenbanker ernsthaft an eine Anhebung der Leitzinsen denken. (jil/ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.07.2017)

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