Deutsche Bank: EZB prüft Bank-Aktionäre

FILE PHOTO: The logo of Deutsche Bank is seen at its headquarters ahead of the bank´s annual general meeting in Frankfurt
FILE PHOTO: The logo of Deutsche Bank is seen at its headquarters ahead of the bank´s annual general meeting in Frankfurt(c) REUTERS (RALPH ORLOWSKI)
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Die EZB-Bankenaufsicht plant die Prüfung von zwei Großaktionären aus China und Katar, die je knapp zehn Prozent halten.

Frankfurt/Berlin. Die Bankenaufseher der Europäischen Zentralbank (EZB) erwägen einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ zufolge eine Überprüfung die beiden größten Deutsche-Bank-Anteilseigner aus China und Katar. Es könne ein sogenanntes Inhaberkontrollverfahren geben, berichtete die „Süddeutsche Zeitung“ unter Berufung auf Aufsichtskreise.

Die Bankenaufseher wollen untersuchen, ob die Anteilseigner – das chinesische Unternehmen HNA und die Herrscherfamilie von Katar – vertrauenswürdig und finanziell gesund sind, woher das Geld für das Investment kommt und ob die Investoren in kriminelle Handlungen wie etwa Geldwäsche oder Terrorfinanzierung verwickelt sind. Die EZB und die Deutsche Bank wollten sich auf Anfrage nicht zu dem Bericht äußern. Aus dem Umfeld von HNA hieß es, man habe keine Kenntnis davon. Auch die Katarer wollten keinen Kommentar abgeben.

Erheblicher Einfluss?

Die beiden Aktionäre kontrollierten zwar nur jeweils etwas weniger als zehn Prozent der Anteile, würden aber womöglich trotzdem erheblichen Einfluss ausüben. Die Aufseher würden daher erwägen, ein solches Verfahren anzustoßen, obwohl das deutsche Kreditwesengesetz dies erst ab einem Anteil von zehn Prozent vorsieht.

Im Fall der Deutschen Bank könne die EZB-Aufsicht daher erstmals eine Ausnahmeregelung nutzen, die ein Verfahren auch bei Anteilen unter zehn Prozent zulasse, heißt es weiter. Dazu müssten die Finanzaufseher nachweisen, dass die Aktionäre erheblichen Einfluss auf das Geldhaus ausüben.

Die beiden Anteilseigner haben jeweils einen eigenen Vertreter im Aufsichtsrat der Deutschen Bank. Darüber hinaus können sie zusammen angesichts der notorisch niedrigen Präsenz auf der Hauptversammlung wichtige Entscheidungen der Bank blockieren.

HNA, ein Industriekonzern aus der südchinesischen Provinz Hainan, hatte die Schwäche der Deutschen Bank im vergangenen Jahr zum Kauf eines Aktienpakets genutzt, nachdem der Aktienkurs im Herbst 2016 unter zehn Euro gefallen war.

Einen ähnlich hohen Anteil halten – bereits länger – zwei Scheichs aus der Herrscherfamilie von Katar, sie haben auch bei der jüngsten Kapitalerhöhung mitgezogen. Das Kapital der Aktionäre war für die Deutsche Bank überlebenswichtig. (Reuters/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.07.2017)

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