Nowotny erwartet schnelles Sterben der Bankenfilialen

Ewald Nowotny lässt an Bitcoin kein gutes Haar
Ewald Nowotny lässt an Bitcoin kein gutes HaarAPA/GEORG HOCHMUTH
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Österreichs Notenbankchef sagte in einem Interview, dass Bankenfilialen noch schneller verschwinden werden. An Bitcoin lässt er kein gutes Haar.

Am österreichischen Bankensektor werde sich das Tempo der Fusionen, Filialschließungen und auch des Mitarbeiterabbaus noch beschleunigen. Österreich liege bei der Zahl der Einwohner je Bankstelle noch immer deutlich unter den Niederlanden oder Frankreich, sagte Österreichs Notenbankchef, Ewald Nowotny, der "Kleinen Zeitung" und dem "Neuen Vorarlberger Volksblatt" in einem gemeinsamen Interview (Mittwochausgaben).

Nowotny gibt aber zu bedenken, "dass dieses Kleinteilige auch einige Vorteile hat - etwa, was Kundennähe betrifft". "Die Frage ist nun, ob es gelingt, Methoden zu entwickeln, wo ich den Vorteil der Kundennähe verbinden kann mit den zentralistischen Erfordernissen, die sich von der Technologie und der Aufsicht her ergeben". Der Notenbankchef geht aber davon aus, dass es noch zu einer deutlichen Zentralisierung im genossenschaftlichen Bankenbereich kommen wird. Die zwei wichtigsten Themen für die österreichischen Banken seien Kapitalaufbau und Kostendisziplin.

In Österreich gebe es in der Zwischenzeit keine Bank mit Problemen mehr. Auch in Zentral- und Südosteuropa gebe es eine deutlich bessere Perspektive, von der Österreich profitiere. Besonders beschäftige ihn aber, dass es in manchen Staaten einen zunehmenden ökonomischen Nationalismus gebe, der sich speziell gegen Banken richte. Er sei diesbezüglich erst vor wenigen Tagen in Kroatien gewesen.

In Sachen Bitcoin stellte Nowotny klar, dass es keine Währung sei, sondern ein Spekulationsobjekt. Bitcoin habe nichts, was eine gute Währung auszeichne, nämlich in erste Linie Stabilität. Die Leute müssen wissen, worauf sie sich da einlassen. Solche Dinge könnten platzen und das könne dann negative psychologische Auswirkungen haben. "Das ist die Gefahr, die wir sehen - aber ich würde sie auch nicht überschätzen".

Die japanische Regierung hatte Bitcoin im April als offizielles Zahlungsmittel zugelassen. Fachleuten zufolge haben virtuelle Bezahlsysteme großes Zukunftspotenzial. Eine Regierung oder Zentralbank steht nicht dafür ein. Der Kurs wird allein von Angebot und Nachfrage bestimmt. Bitcoin ist allerdings in den vergangenen Jahren wiederholt negativ in die Schlagzeilen gerückt. Die Internet-Währung ist auch für Nutzer interessant, die sich Kapitalkontrollen entziehen wollen, da mit ihr schnell und anonym Geschäfte rund um den Globus gemacht werden können.

Notenbanken weltweit prüfen aktuell, wie sie mit der Technologie umgehen wollen, die digitale Währungen ermöglichen. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte im Dezember mitgeteilt, sie untersuche zusammen mit der japanischen Notenbank den Einsatz neuer Verfahren, die solchen Währungen zugrunde liegen.

Nowotny äußerte sich auch zu den OGH-Urteilen zu den Zinsuntergrenzen. Er findet diese bedauerlich, weil sie eine gewisse Asymmetrie darstellten, könnten sich direkt auf die Gewinne der Institute auswirken, aber nicht in bedrohlicher Weise. Die Kosten, die bis zu einem mittleren dreistelligen Millionenbetrag gehen könnten, seien aber substanziell. "Zum Teil wurden von Banken aber schon Rückstellungen dafür gebildet", so der Gouverneur.

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