Da sich die Hersteller bei der Umrüstung laut Ansicht von Industriekommissarin Bieńkowska zu viel Zeit lassen, erhebt sie eine radikale Forderung. Auch für die nationalen Prüfbehörden gibt es viel Kritik aus Brüssel.
Millionen Diesel-Fahrzeuge sind europaweit von dem Abgas-Skandal betroffen. Vor allem Autos des VW-Konzerns, aber auch von anderen Herstellern. Viele davon sind bereits umgerüstet, damit sie den gesetzlichen Vorschriften entsprechen. Allerdings noch längst nicht alle. Laut EU-Industriekommissarin Elżbieta Bieńkowska lassen sich die Hersteller dabei einfach zu viel Zeit. Sie erhebt in einem Brief daher eine radikale Forderung, wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet. Alles Diesel-Autos, die noch nicht umgerüstet sind sollen ab 2018 mit Fahrverboten belegt werden.
Bieńkowska spart in dem Brief aber auch nicht mit Kritik an den nationalen Prüfbehörden. Sie wirft ihnen Untätigkeit und Versagen vor. So sei es bestürzend, dass trotz aller Untersuchungen die jüngsten Verdachtsfälle bei den zum VW-Konzern gehörenden Marken Audi und Porsche nicht von den eigentlich zuständigen Behörden entdeckt wurden. Die vermutlichen Abschalteinrichtungen wurden von den Staatsanwaltschaften ermittelt.
Absprachen bei Abgasreinigung?
Unterdessen gibt es nun auch Vorwürfe von Absprachen unter den Autoherstellern bezüglich der Abgasreinigung. Grund für die Ermittlungen der EU-Wettbewerbshüter ist eine Präsentation der "Clean Diesel Strategie" von Audi aus dem Jahr 2010, berichtet das Handelsblatt, das bei den jüngsten Razzien gefunden wurde. In den Unterlagen ist demnach unter anderem von einem "Commitment der deutschen Automobilhersteller auf Vorstandsebene" die Rede. Es soll dabei um die Größe der AdBlue-Tanks gehen. Das Harnstoffgemisch wird bei modernen Dieseln in das Abgas eingespritzt, um die Stickoxide zu reduzieren. Ein Teil der Vorwürfe im VW-Abgasskandal bezieht sich darauf, dass zu kleine Tanks eingebaut worden sind und daher zu wenig AdBlue eingespritzt wurde.
Weder die EU-Kommission noch VW oder Audi wollten zu den publik gewordenen Sachverhalten eine Stellungnahme abgeben.
(red.)