Wir sind die Goldminen von morgen

Staubsaugerroboter
Staubsaugerroboterimago/Xinhua
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Roboterstaubsauger zeichnen Wohnungspläne, die nun an Dritte verkauft werden. Es ist nur die Spitze des Eisbergs.

Haben Sie einen dieser kleinen, runden Roboterstaubsauger, die Ihre Böden im Alleingang sauber halten? Dann stehen die Chancen ganz gut, dass ein detaillierter Plan Ihrer Wohnung bald bei Google, Amazon oder Apple landen wird. Denn viele der Roboter saugen nicht nur Staub, sondern per Kameras und Sensoren auch jede Menge Informationen über ihre Besitzer ein: Wo steht der Ficus? Wo das Sofa? Wie lässt sich die Wohnung schneller putzen? iRobot, Hersteller der beliebten Roomba-Staubsauger, will diesen Datenschatz nun zu Geld machen und die Wohnungsskizzen, die seine Staubsauger während ihrer Putzrunden anfertigen, an interessierte IT-Riesen weiterverkaufen.

Das klingt erschreckend, ist aber nur die Spitze des Eisbergs. Die komplett vernetzte Welt, auf die wir uns zubewegen, ist in erster Linie eine gewaltige Datenfarm. Ende des Jahres sollen 4,8 Milliarden Geräte – von der Zahnbürste bis zum Teddybären – mit dem Internet verbunden sein. Für sie hat sich das klassische Geschäftsmodell „Kaufe Ware gegen Geld“ überholt. Jedes Produkt verspricht ein Dauerservice, hält dafür aber Augen und Ohren oft weiter offen, als es uns lieb ist. Klar, mit genauen Wohnungsplänen könnten Smart-Home-Anbieter den Einsatz der Heizkörper und Lautsprecher optimieren. Aber zu welchem Preis?

Für die Hersteller hat das Internet der Dinge (IoT) einen Vorteil: Sie erhalten Zugriff auf Informationen, die bisher verborgen geblieben sind. Intelligente Kleidung sammelt medizinische Daten, Haushaltsgeräte protokollieren die Lebensgewohnheiten. Und alles steht zum Verkauf. Die Kunden wissen oft weder, dass Daten gesammelt werden, noch, was damit passiert. Sechs von zehn IoT-Herstellern lassen ihre Kunden diesbezüglich im Dunkeln, so die britische Datenschutzbehörde 2016.

Konsumentenschützer fordern zu Recht, dass Hersteller vollständig und plakativ informieren müssen und kein Byte ohne Zustimmung weiterverkaufen dürfen sollen. Die Alternative wird keinem der Beteiligten so richtig schmecken: Wir müssten den digitalen Helferleins wohl den Stecker ziehen.

matthias.auer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.07.2017)

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