Eurozone: Die Inflation lässt noch auf sich warten

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Die Konjunktur brummt wieder, und die Stimmung in der Wirtschaft ist so gut wie seit 17 Jahren nicht. Aber die Teuerung werde weiter niedrig bleiben, sagt die EZB.

Wien/Frankfurt. Es ist die wichtigste Frage überhaupt für die Notenbanker der Europäischen Zentralbank in Frankfurt: Wo steht die Inflation? Und im aktuellen Fall: Wann wird sie sich wieder deutlich regen? Denn die EZB kämpft seit mehr als einem Jahr mit massiven Geldmassen gegen die aus ihrer Sicht zu niedrige Teuerung im Euroraum.

Und dieser Kampf dürfte auch noch einige Zeit weitergehen, wenn man den neuesten Daten aus der Notenbank Vertrauen schenkt. Denn obwohl die Konjunktur im Euroraum derzeit brummt und viele Indikatoren auf einen breiten Aufschwung hinweisen, gehen die Währungshüter weiterhin von einer eher subtilen Teuerung aus. Die Inflation werde in den nächsten Monaten in etwa auf dem aktuellen Niveau bleiben, teilte die EZB in ihrem am Donnerstag veröffentlichten Wirtschaftsbericht mit.

Das bedeutet auch: Die Notenbanker in Frankfurt sehen derzeit keinen Grund, sich mit der Straffung der extrem lockeren Geldpolitik zu beeilen. Diese Strategie ist aus der Sicht von EZB-Chef Mario Draghi und seinen Kollegen auch nachvollziehbar. Denn die EZB hat im Jahr 2011 die Zinsen verfrüht angehoben. Ein Fehler.

Gute Stimmung in Europa

Jetzt steht sie vor folgender Situation: Die Konjunktur in Europa läuft wieder – so nahm im zweiten Quartal das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der 19-Länder-Gemeinschaft um 0,6 Prozent zu. Gleichzeitig schwächelt der Dollar, weil US-Präsident Donald Trump sich mit der Umsetzung seiner Wirtschaftspläne zunehmend schwertut.

Das führt zu einem steigenden Euro, was Druck von der EZB nimmt. Diese will sich mit der Normalisierung der Geldpolitik auf jeden Fall Zeit lassen, bis das selbst gesteckte Inflationsziel von „unter, aber knapp bei zwei Prozent“ erreicht ist.

Im Juli lag die Inflationsrate im Euroraum aber nur bei 1,3 Prozent. Da hat die Notenbank also noch einiges zu tun. Derzeit hält sie die Leizinsen auf null und die Einlagezinsen für Banken im Minusbereich. Zusätzlich kaufen die Währungshüter jeden Monat Wertpapiere im Wert von 60 Mrd. Euro. Darunter Anleihen von Banken, Unternehmen und auch Staaten, was vor allem in Deutschland sehr umstritten ist.

Das Programm scheint aber sein zweites Ziel, die Wirtschaft in der Eurozone anzukurbeln, auf jeden Fall erreicht zu haben: Das Wirtschaftsklima in der Eurozone ist so gut wie seit 17 Jahren nicht mehr.

Das Barometer stieg im dritten Quartal um 8,8 auf 35,2 Punkte, wie das Münchner Ifo-Institut am Donnerstag mitteilte. „Dies ist der höchste Wert seit Herbst 2000“, sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Das starke Wachstum dürfte sich damit im zweiten Halbjahr 2017 fortsetzen. In den größten Volkswirtschaften, Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien, verbesserten sich sowohl die Lage als auch die Erwartungen. (jil/ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.08.2017)

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