Studie: Für Niedrigverdiener lohnt sich Mehrleistung nicht

Koalition: Keine zusammengestrichene Steuerreform
Koalition: Keine zusammengestrichene Steuerreformdpa/Oliver Berg
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Eine Bertelsmann-Studie kritisiert das Abgabensystem in Deutschland. Bezieher geringer Einkommen haben demnach durch Mehrarbeit kaum mehr Geld im Börsel. Spitzenverdiener können sich deutlich mehr von jedem dazuverdienten Euro behalten.

Das deutsche Steuer- und Abgabensystem ist nach einer Expertenstudie leistungsfeindlich und ungerecht. "Leistung lohnt sich nicht immer", lautet der Befund einer am Donnerstag veröffentlichten Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) im Auftrag der Bertelsmann Stiftung.

Für die Bezieher geringerer Einkommen könnten Mehrarbeit und Lohnzuwächse dazu führen, dass sie am Ende des Monates im Extremfall sogar weniger Geld im Portemonnaie hätten als zuvor. Andererseits könnten Spitzenverdiener von einem zusätzlich verdienten Euro deutlich mehr behalten.

Grund für diese Ungerechtigkeit ist der Studie zufolge das
Zusammenwirken von Steuer-, Abgaben- und Transfersystemen. Die
Autoren schlugen als Konsequenz daraus vor, mit Reformen
sicherstellen, dass sich Mehrarbeit und höhere Löhne speziell
auch für untere Einkommensgruppen lohnt. Vor allem eine bessere
Abstimmung der unterschiedlichen Transfersysteme könnte helfen, so die Ansicht der Experten.

"Mehr Arbeit und Lohn müssen sich für die Krankenschwester
genauso auszahlen wie für den Unternehmensberater. Dass sich
mehr Erwerbsarbeit lohnt, ist eines der zentralen Prinzipien der
sozialen Marktwirtschaft", formulierte der Vorstandsvorsitzende
der Stiftung Aart De Geus.

Auch Ehepaaren mit Kindern bleibt weniger netto

Die Studie untersuchte anhand von Musterhaushalten, welcher
Anteil eines zusätzlich verdienten Euros wieder abgegeben werden
müsste, etwa wegen Beiträgen zur Sozialversicherung,
Einkommenssteuern oder durch den Entzug von Sozialleistungen wie Wohngeld oder Kinderzuschlag. Das ist die effektive
Grenzbelastung. So bleibe von einem hinzuverdienten Euro in
einem Singlehaushalt mit einem jährlichen Bruttoeinkommen von
17.000 Euro nichts übrig. Bei einem Bruttoeinkommen von 75.000
Euro verbleiben dagegen 56 Cent in der Haushaltskasse.

Ähnlich sieht es der Studie zufolge bei Ehepaaren mit zwei
Kindern und einem Alleinverdiener aus. Bei einem jährlichen
Bruttoverdienst von 40.000 Euro bleiben von jedem zusätzlich
verdienten Euro nur 56 Cent netto übrig. Hingegen kann ein
vergleichbarer Haushaltstyp mit einem mehr als doppelt so hohen
Einkommen von 90.000 Euro insgesamt 66 Cent behalten.

(Reuters)

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