Brexit: Jeder zweite Brite hat weniger Geld

Die Auswirkungen des bevorstehenden EU-Austritts sind längst im Alltag angekommen.

London. Der Brexit ist endgültig bei den Briten angekommen. Und zwar in deren Brieftasche. Das merken dieser Tage nicht nur jene Briten, die in Spanien oder Frankreich Urlaub machen. Das Britische Pfund liegt mittlerweile bei knapp 1,10 Euro und ist somit auf dem tiefsten Stand seit Beginn der Finanzkrise. So mancher Finanzexperte rechnet sogar damit, dass das Pfund in den kommenden Wochen auf Parität mit dem Euro fallen könnte.

Dass die Briten für ihr Pfund immer weniger bekommen und viele deshalb den Gürtel enger schnallen müssen, wird auch in einer Nielsen-Umfrage deutlich. 53 Prozent der von den Marktforschern befragten Briten gaben an, dass sie sich im Frühjahr finanziell einschränken mussten. Seit dem Anti-EU-Votum im Sommer 2016 hat das Pfund gegenüber dem Euro knapp 15 Prozent an Wert eingebüßt. Dadurch haben sich viele Importe verteuert. Und selbst die Exporteure, die vom schwachen Pfund profitieren, sind mittlerweile nicht mehr ganz so euphorisch. Das Stimmungsbarometer der britischen Handelskammer ist signifikant gesunken. Die Exporte laufen zwar weiterhin auf Hochtouren, doch viele Unternehmer sorgen sich um die Zeit nach dem 29. März2019. An diesem Tag soll der Brexit vollzogen werden.

Hinzu kommt, dass die Inflation hinter den Erwartungen geblieben ist. Sorgten sich die Briten bis vor Kurzem um die hohe Inflation, die sich schlecht auf die Kaufkraft auswirkte, so fürchtet der Finanzmarkt nun die niedrigere Inflation. Denn eine Zinsanhebung der Bank of England wird so immer unwahrscheinlicher. Und das verprellt wiederum Anleger. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.08.2017)

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