Kreditschützer: „Der Aufschwung ist da“

Ricardo-José Vybiral und Walter Koch
Ricardo-José Vybiral und Walter KochAPA/HELMUT FOHRINGER
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Die österreichische Zahlungsmoral ist vorbildlich, die Unternehmer verzeichnen mehr Umsätze, und der Ausblick ist gut. Eine Umfrage des KSV1870 unter 2000 Unternehmern zeigt: Der Optimismus ist so groß wie nie.

Wien. Alles ist gut. Nein, es könnte besser gar nicht sein! Mit diesem seltenen Eindruck konnten die anwesenden Journalisten die gestrige Pressekonferenz des Kreditschutzverbandes (KSV) 1870 verlassen. Zu ihr hatten KSV-Vorstand Ricardo-José Vybiral und Walter Koch, Geschäftsführer der KSV1870 Forderungsmanagement, geladen, um unter dem Motto „Alles Aufschwung! Mit der Wirtschaft und Zahlungsmoral geht es bergauf“ die neue Trendstudie 2017 zu präsentieren. Der KSV hatte dazu 2000 Unternehmer befragt und dabei fast nur Positives erfahren.

„Die aktuellen Umfrageergebnisse bestätigen die günstige Prognose der Wirtschaftsforscher“, sagte Koch. „Sehr erfreulich ist, dass dieser Optimismus allgemein und quer durch alle Unternehmensgrößen spürbar ist.“ Ganz besonders scheinen Unternehmen mit 301 bis 500 Mitarbeitern von dem Positivtrend zu profitieren. „67 Prozent von ihnen berichten von steigenden Umsätzen, das sind 35 Prozent mehr als im Vorjahr“, so Koch. Und während im Vorjahr noch 13 Prozent von ihnen rückläufige Umsätze angaben, ist dieser Prozentsatz jetzt auf null gesunken.

Aufschwung auch von KMU spürbar

„Der Optimismus ist da, die Umsätze steigen an, der Aufschwung ist da“, betonte Vybiral gleich mehrfach. Und mit dem Umsatz steigt – wenig überraschend – auch die Zufriedenheit bei allen Unternehmern. „Es zeigt sich, dass auch 79 Prozent der Großunternehmer ihre Geschäftslage als gut oder sogar sehr gut einstufen“, sagt der KSV-Chef. Besonders erfreulich findet er, dass auch der Mittelstand den Aufschwung bestätigt, zumal Österreich doch ein klassisches KMU-Land sei. „Dieser Umstand trägt zu einem großen Teil zum positiven Klima bei.“

Aber das ist noch nicht alles: Die gute Zahlungsmoral rundet das positive Bild ab. 65 Prozent der Umfrageteilnehmer stellen eine unverändert gute Disziplin im Zahlungsverhalten ihrer Firmenkunden fest. 14 Prozent von ihnen sprechen sogar von einer Verbesserung des Zahlungsverhaltens. „Besonders die Gemeinden untermauern ihren Status als Musterschüler einmal mehr, indem sie ihre Verbindlichkeiten in manchen Bundesländern bis zu sieben Tagen schneller als im Jahr davor bezahlen“, lobt Koch die Kommunen. Aber nicht nur sie: „Die österreichische Zahlungsmoral ist vorbildlich. 78 Prozent der Firmenkunden begleichen aktuell ihre Verbindlichkeiten innerhalb des vereinbarten Zahlungsziels. Diese Fairness im Umgang miteinander ist ein fixer Bestandteil funktionierender Geschäftsbeziehungen und eine Grundbedingung für den deutlich zu ortenden Aufschwung der Wirtschaft.“

Doch was sind die Gründe, wenn Kunden in Zahlungsverzug kommen? Fragt man die Gläubiger, sind es jedenfalls andere als früher: Nur mehr ein knappes Drittel, zehn Prozent weniger als im Vorjahr, tippt darauf, dass Rechnungen vorsätzlich nicht bezahlt werden. Liquiditätsengpässe werden vielmehr heute von 48 Prozent der Befragten als Motiv für verspätete Zahlung vermutet.

Großkunden spielen ihre Macht aus

Allerdings stellen 39 Prozent der Gläubiger fest, dass ihre Großkunden tendenziell länger für Bezahlungen brauchen als ihre kleinen – und damit ihre Macht als gewichtige Spieler ausnutzen. Der KSV vermutet jedoch, dass auch andere Gründe als Machtgehabe eine Rolle spielen könnten: Die Hälfte der Umfrageteilnehmer stellt der Verwaltung ihrer Schuldner kein gutes Zeugnis aus: Fünf Prozent mehr als 2016 vermuten Ineffizienz als Grund für die verspäteten Zahlungen. Walter Koch: „Verzögerungen durch veraltete Administration schaden nur den Gläubigern, die dadurch länger auf ihr Geld warten müssen. Und verspätete Zahlungen haben auch negative Auswirkungen auf das eigene Rating.“ Das allein sei Grund genug, die internen Wege zu überprüfen und zu optimieren.

Abgesehen davon haben Gläubiger immer weniger Verständnis für schlechte Zahlungsmoral, auch das zeigt die Trendstudie 2017: Obwohl immer noch ein Drittel der Befragten mit seinen Kunden weder Mahnspesen noch Verzugszinsen vereinbart hat, dürfte es in diesem Bereich ein Umdenken geben. 44 Prozent, das sind um fünf Prozent mehr als im Vorjahr, geben an, diese nun in ihre Geschäftsbedingungen aufgenommen zu haben. Konsequent eingefordert werden aber weder Verzugszinsen noch Spesen: 59 Prozent sind schon damit zufrieden, wenn die Kapitalforderung beglichen wird. (hec)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.08.2017)

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