Historischer Besuch in Fort Knox

Der amerikanische Goldtresor auf dem Gelände der Army-Base Fort Knox im Bundesstaat Kentucky.
Der amerikanische Goldtresor auf dem Gelände der Army-Base Fort Knox im Bundesstaat Kentucky.(c) CC
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Zum ersten Mal seit Jahrzehnten hat mit Steven Mnuchin ein US-Finanzminister die Tresore von Fort Knox besucht. Warum ist unklar. Seine Botschaft: „Das Gold ist sicher!“

Wien/Fort Knox. Nicht erst seit dem James Bond Film „Goldfinger“ ist es ein mythischer Ort: das „United States Bullion Depository“ auf dem Gelände der Army-Base in Fort Knox, Bundesstaat Kentucky. Dort lagern den offiziellen Statistiken zufolge 4582 Tonnen Gold aus den Beständen der Vereinigten Staaten. Am vergangenen Montag hat der US-Finanzminister Steven Mnuchin Fort Knox einen historischen Besuch abgestattet.

Historisch deshalb, weil Mnuchin erst der dritte Finanzminister ist, der Fort Knox seit der Eröffnung des gewaltigen Goldsafes im Jahr 1936 besucht hat. „Wir haben in Fort Knox Gold im Wert von rund 200 Mrd. Dollar liegen“, sagte Mnuchin kurz vor seinem Trip in die Army-Base in Louisville, Kentucky: „Abgesehen von den Fort-Knox-Leuten hat niemand das Gold gesehen seit es 1974 einen Besuch des Kongresses gab. Zuletzt gezählt wurde es tatsächlich im Jahr 1953“, so der Finanzminister.

Sein Besuch entbehrte auch deshalb nicht einer gewissen Ironie, weil Anleger zuletzt wieder verstärkt zu Gold greifen, um sich gegen die Unsicherheiten abzusichern, die von der Trump-Regierung ausgehen.

Mnuchin ließ die Welt per Twitter wissen: „Das Gold ist sicher!“ Die US-Regierung hat keine Angaben dazu gemacht, warum Mnuchin überhaupt in Fort Knox war, wo nach dem Zweiten Weltkrieg auch die ungarische Stephanskrone gelagert wurde, um sie vor den Kommunisten zu schützen.

Wilde Verschwörungstheorien

Besuche von Politikern in den Goldlagerstätten ihrer Länder sind nicht nur in den USA extrem selten und sorgen deshalb immer wieder für Aufregung. Erst recht in Fort Knox, das nicht nur von Mythen sondern auch von Verschwörungstheorien umgeben ist. Im Jahr 1974 hatte etwa der Anwalt Peter David Beter behauptet, dass die amerikanischen Eliten das Gold aus Fort Knox längst entwendet hätten und die Tresore leer seien.

Daraufhin wurde eine Gruppe von Reportern nach Fort Knox eingeladen, um die Vorwürfe zu entkräften. Das war das erste und letzte Mal in der Geschichte von Fort Knox, dass Zivilisten bis zum Gold vorgelassen wurden. Die Geschichte von den „leeren Tresoren“ in Fort Knox hat sich seitdem trotzdem hartnäckig gehalten. Durch den Aufstieg des Internets hat die Theorie zuletzt wieder Verbreitung erfahren. Die amerikanische Öffentlichkeit hat freilich allen Grund, sich zumindest um das Wohlergehen der Goldbarren zu sorgen.

Immerhin wurde der Großteil der noch verbliebenen Goldbestände der Vereinigten Staaten in den Jahren 1933 bis 1937 zusammengetragen, indem die Regierung von Franklin D. Roosevelt das Gold de facto von den Bürgern konfiszieren ließ. Denen wurde der Goldbesitz verboten – und sie waren gezwungen, ihr Gold an die Notenbank Federal Reserve zu verkaufen. Einige Jahrzehnte später, im August 1971, schockte US-Präsident Richard Nixon die Welt, als er die Eintauschbarkeit des Dollars in Gold „vorübergehend“ aufheben ließ. Dieses Provisorium hat bis heute Gültigkeit.

In den USA lagern auch große Bestände an Gold, das im Besitz anderer Länder ist. Dieses Gold befindet sich aber nicht in Fort Knox, sondern in den Tresoren der Fed in New York. In den vergangenen Jahren haben einige Länder, darunter Deutschland, damit angefangen, ihr Gold aus New York abzuziehen. Auch Österreich will bald die Hälfte der 280 Tonnen an Währungsgold im eigenen Land wissen und holt deswegen Barren aus London zurück. In New York wurde aber nie österreichisches Gold gelagert.

In der offiziellen Rangliste verfügen die USA mit mehr als 8000 Tonnen bis heute über die größten Goldreserven weltweit. Diese Statistik hat allerdings ein paar Schönheitsfehler. Denn wenn man sie nach Währungsräumen betrachtet, dann hat die Eurozone mit mehr als 10.000 Tonnen die Nase vorne. In Europa ist die Rolle der Goldreserven auch klarer geregelt als in den USA. So sind die 10.000 Tonnen in der Bilanz des Eurosystems vermerkt und werden viermal pro Jahr nach Marktwert angepasst.

In den USA ist das anders. Das Gold, das in Fort Knox und anderswo gelagert wird, gehört nicht der Notenbank, sondern dem Finanzministerium. In den Büchern der Notenbank ist es zwar vermerkt – allerdings bis heute mit dem letzten offiziellen Wert aus dem Jahr 1971: 42,22 Dollar pro Unze.

US-Präsident Donald Trump hat im Wahlkampf mehrmals seine Affinität für das Edelmetall durscheinen lassen – aber auch gesagt, dass es „sehr schwer“ sein würde, das Geldsystem wieder „auf Gold zu bauen“. Weitere Erklärungen blieb er schuldig. Zumindest weiß Trump jetzt dank seines Finanzministers, dass das Gold der USA bis heute sicher verwahrt in Kentucky liegt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.08.2017)

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