Eine Hochrechnung des Gläubigerschutzverbandes KSV1870 zeigt: Es gibt heuer einen deutlichen Rückgang bei Firmenpleiten und einen noch deutlicheren bei Privatinsolvenzen.
An der Insolvenzfront herrscht in Österreich nach den ersten drei Quartalen Ruhe. Vorläufige Zahlen des Gläubigerschutzverbandes KSV1870 zeigen bei den Firmenpleiten einen Rückgang um knapp 5 Prozent auf 3.751. Die Privatpleiten liegen mit 4.759 eröffneten Verfahren um 22 Prozent unter dem Wert der Vorjahresperiode. Grund ist laut KSV, dass bis November gewartet wird, denn dann gelten neue Regeln.
Der Kreditschutzverband hält nichts von den neuen Privatinsolvenzregeln und kritisiert die scheidende Bundesregierung für ihre "Nacht-und-Nebelaktion", so KSV-Insolvenzexperte Hans-Georg Kantner. Die Regierung habe Ende März noch "ein letztes Mal Einigkeit und Handlungsfähigkeit unter Beweis stellen" wollen - und da sei gerade der Privatkonkurs in der Nähe gestanden: "So hat es ihn getroffen", kritisiert Kantner - auch wenn der ursprüngliche Plan, die Abschöpfungsperiode auf drei Jahre zu verkürzen mit dem Beschluss von fünf Jahren schließlich noch "deutlich entschärft" worden sei. Schuldnerberater hätten gern noch größere Erleichterungen für private Schuldner gesehen. Die Mindestquote ist aus dem Gesetz jedenfalls entfernt worden. Per Ende des Jahres rechnet der KSV immer noch mit um 5 bis 10 Prozent weniger Privatinsolvenzen als 2016.
Von den heurigen Firmenpleiten in den ersten neun Monaten wurden 2.236 eröffnet (minus 5,3 Prozent) und 1.515 (minus 4,2 Prozent) mangels nicht kostendeckenden Vermögens abgewiesen. Die Zahl der betroffenen Dienstnehmer ging gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um knapp 18 Prozent auf 11.500 deutlich zurück. Die geschätzten Insolvenzverbindlichkeiten halbierten sich in etwa auf 1,1 Milliarden Euro.
Für das Gesamtjahr rechnet der KSV bei den Unternehmensinsolvenzen mit einem Rückgang von etwa 3 Prozent gegenüber 2016 - "entgegen den Erwartungen aus dem Vorjahr" werde es keinen Anstieg geben.
(APA)