Rübenbauern warnen vor dramatischer Situation nach Ende für Zuckerquote

Das Ende der Zuckerquote steht bevor
Das Ende der Zuckerquote steht bevor APA/dpa/Stefan Sauer
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Das Ende der Zuckerquote steht an. Den Rübenbauern schwant Übles. "Wir sind davon überzeugt, dass nach einigen vielleicht auch schmerzlichen Gewöhnungsjahren keiner mehr die Quote zurückhaben wollen wird", sagt der Agrana-Chef.

Mit 30. September - am kommenden Samstag - fällt der letzte Schutzmechanismus in der Agrarpolitik der EU. Dann kommt das Ende der Zuckerquote - das bedeutet das Aus für Mindestpreise für in der EU angebaute Zuckerrüben und sollte gegebenenfalls neue Exportmöglichkeiten bringen. Österreichs Rübenbauern warnen allerdings vor möglichen großen Problemen.

Ernst Karpfinger, Präsident der Interessensvereinigung "Die Rübenbauern" bzw. der Österreichischen Zuckerrübenverwertungsgenossenschaft ÖZVG, warnt im APA-Gespräch vor einer "dramatischen Situation". Man rechnet mit einem Überangebot an Weißzucker von "zwei bis drei Millionen Tonnen". Das bringe einen großen Preisdruck wegen eines tieferen Rübenpreises.

"Markt wird sich einpendeln"

Der Chef des heimischen Zucker-, Frucht- und Stärkeriesen Agrana, Johann Marihart, sieht die Situation nicht so aufgeregt wie die Bauern: "Wie bei Milch wird sich der Markt einpendeln", beruhigt der Manager gegenüber der APA. "Wir sind davon überzeugt, dass nach einigen vielleicht auch schmerzlichen Gewöhnungsjahren keiner mehr die Quote zurückhaben wollen wird." Das Quotenende öffne den bis dato WTO-bedingt begrenzten Export. "Durch Wegfall des Rübenmindestpreises kann nun unbeschränkt exportiert werden. Damit gibt es ein Ventil für die Mehrproduktion", so Marihart.

Nur, so Karpfinger, ist der Weltmarktpreis mit derzeit rund 380 Dollar pro Tonne so tief, dass der Zucker aus der EU nicht exportiert werden könne. Die Überkapazität und somit der Preisdruck würden also noch größer. Auch Marihart sagt, dass es "angesichts der aktuellen Weltmarktpreise unter 400 Euro pro Tonne Weißzucker der Export aber nicht sonderlich attraktiv ist, so dass ohne die bisherigen Vermarktungsrestriktionen innerhalb der EU diese Mengen auf Markt und Preise drücken. Die Koppelung von Erlösen und Rübenpreisen führt dazu, dass dies auch beim Bauern ankommt." Also werde die Wettbewerbsfähigkeit der Landwirtschaften (in den verschiedenen Ländern) neben jener der Zuckerfabriken wichtig für die Mengenaufbringung und "am Ende über nötige Strukturmaßnahmen in Verarbeitung bzw. Landwirtsschaft entscheiden".

Zudem kritisiert der ÖZVG-Vertreter eine Wettbewerbsverzerrung durch gekoppelte Flächenzahlungen in zehn EU-Ländern, vor allem östlichen Nachbarländern. "Bei einem länger anhaltenden Preiskampf wird auch in Österreich kein Weg daran vorbeiführen, wenn man mithalten will." Schlussendlich gehe es bei der Zuckerproduktion auch um Selbstversorgung. Mehr als auf Zahlungen hofft Karpfinger - der vor einer ähnlichen Situation wie nach dem Aus der EU-Milchquote warnt - aber darauf, "dass Vernunft in der Branche einkehrt".

Die Agrana nimmt den mehr als 6.500 Austro-Rübenbauern pro Saison 400.000 Tonnen Zuckerrüben fix - zu einem besseren Preis als bei Überschreitung dieser Menge - ab; um 50.000 Tonnen mehr als vor Quotenende. Überschlagsmäßig gerechnet geht es um 50 Prozent des Rübenpreises. Pro Tonne Zuckerrüben sinkt der Preis um 5 Euro je Tonne bei jenen Mengen, die die 400.000 Tonnen übersteigen.

In Österreich selbst sei heuer in den Hauptanbaugebieten wegen Trockenheit im Sommer gleichzeitig mit einer eher schwachen Ernte zu rechnen, so Karpfinger. Große Anbauländer wie Deutschland, Frankreich und Polen haben wegen des Quoten-Endes zuletzt die Flächen deutlich erweitert und hatten auch weniger Wetter-Schwierigkeiten als die hiesigen Rübenbauern, so Karpfinger. Zur Überproduktion in der EU kommt eine gute Ernte in Brasilien (Zuckerrohr).

Deutschland und Frankreich, die gemeinsam knapp 50 Prozent des gesamten Zuckers in der Union produzieren haben ihre Flächen heuer um jeweils mehr als 20 Prozent erweitert, Polen um 14 Prozent, England um knapp 29 Prozent erweitert. So stieg die EU-weite Fläche um 16 Prozent auf 1,63 Mio. Hektar, während die heimische Fläche minimal zurückging und bei rund 49.000 Hektar liegt.

(APA)

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