Korruptionsskandal: Airbus-Chef wehrt sich gegen Rücktritt

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FILES-NETHERLANDS-FRANCE-GERMANY-AERONAUTICS-INDUSTRY-CORRUPTIONAPA/AFP/AURORE BELOT
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Eurofighter und Co bringen den Luftfahrt- und Rüstungskonzern in mehreren Ländern in Erklärungsnot. Vorstand Tom Enders lässt intern ermitteln. Er verurteilt eine Kriminalisierung in Bausch und Bogen "wie das gerne und vor allem neuerdings in Österreich getan wird".

In einem regelrechten Interviewmarathon macht Airbus-Chef Tom Enders dieser Tage seinen Standpunkt klar: Sein Flugzeugbauer habe nicht über Jahre hinweg bestochen, um an Aufträge zu kommen. Der Vorwurf sei nicht wahr. Den Verdacht, es gebe schwarze Kassen im Unternehmen, wies Enders zurück. "Ich habe keine und ich kenne keine." Bis zum Beweis des Gegenteils gehe er davon, dass es keine schwarzen Kassen bei Airbus gebe. 

Der Flugzeugbauer sieht sich in mindestens vier Ländern mit Ermittlungen wegen Untreue oder Korruption konfrontiert. Die britische Anti-Korruptionsbehörde geht seit vergangenem Jahr dem Verdacht auf Betrug, Bestechung und Korruption bei Geschäften der zivilen Luftfahrtsparte von Airbus nach. Ermittler untersuchen zudem schon seit längerem die Umstände des Verkaufs von Eurofighter-Kampfjets an Österreich. Enders versucht, die Fälle intern aufzuklären. Airbus hatte 2016 selbst die Unregelmäßigkeiten bei den britischen Behörden angezeigt. Der Verwaltungsrat sprach Enders vergangene Woche sein Vertrauen aus. Insidern zufolge hatte das Gremium im Sommer das Top-Management überprüfen lassen, aber keine Anzeichen für die Verwicklung der Führung in die Korruptionsaffäre gefunden.

Gegengenschäfte gehörten in Rüstungsbranche dazu

Die Praxis, dass Gegengeschäfte für erhaltene Aufträge vereinbart werden, bestätigte Enders in dem Interview. "Ja, die gibt es immer noch im weltweiten Rüstungsgeschäft." Airbus sei als Teil der Industrie sicher kein Freund davon. "Man kann sie aber auch nicht in Bausch und Bogen kriminalisieren, wie das gerne und vor allem neuerdings in Österreich getan wird" Bei Airbus habe das Kontrollsystem funktioniert. "Sonst hätten wir nicht 2014 die Zahlungen gestoppt, mit viel Geld externe Untersuchungen begonnen, die Selbstanzeige gemacht. Niemand war naiv darüber, was das für Konsequenzen haben kann für das Unternehmen." In einem Brief an die Belegschaft hatte der Manager die 130.000 Mitarbeiter gewarnt, dass empfindliche Strafen auf Airbus zukommen könnten.

In der Affäre geht es nicht nur um mögliche Milliardenstrafen für den Konzern. Es geht auch um das Ansehen von Enders. "Wenn es hart auf hart kommt, zählt für mich zweierlei: Erstens: Was ist das Beste für das Unternehmen? Und zweitens: Wie schütze ich meine persönliche Reputation und Integrität?" Der Airbus-Chef versicherte zudem: "Ich klebe nicht an meinem Job. Verlassen Sie sich darauf: Wenn ich nicht mehr Teil der Lösung bin, dann hoffe ich, dass ich das selbst merke und von mir aus die Konsequenzen ziehe - aber noch sehe ich den Punkt weiß Gott nicht." Das Unternehmen sieht Enders durch die Vorwürfe nicht in der Krise. "Wir schließen weiter große und kleine Deals ab, wir bauen weiterhin sehr gute Flugzeuge und die sind auch bei den Kunden überaus gefragt."

(Reuters/APA)

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