Hedgefonds-Attacke auf Credit Suisse

Die Schweizer Großbank Credit Suisse machte im Vorjahr einen Milliardenverlust.
Die Schweizer Großbank Credit Suisse machte im Vorjahr einen Milliardenverlust.(c) REUTERS (ARND WIEGMANN)
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Ein aggressiver Hedgefonds ist bei der Schweizer Großbank eingestiegen. Um den Börsenwert zu verdoppeln, verlangt der Fonds nun die Aufspaltung des Instituts.

Zürich. Die Credit Suisse gehört zu den führenden europäischen Großbanken. Sie beschäftigt weltweit über 45.000 Mitarbeiter und ist auch in Wien mit einer Niederlassung vertreten. Nun ist das Institut ins Visier eines Hedgefonds geraten. Wie am Dienstag bekannt wurde, möchte der Hedgefonds RBR Capital die Credit Suisse in drei Teile aufspalten und damit den Börsenwert der Bank von derzeit 40 Milliarden Franken verdoppeln. Der Vorgang sorgt in der Schweiz für große Aufregung, denn die Bank gehört dort zu den führenden Arbeitgebern.

Für den Hedgefonds wäre die Aufspaltung der Credit Suisse ein gutes Geschäft. Während die Aktienmärkte weltweit steigen, lief es bei der Credit Suisse zuletzt anders. In den vergangenen Jahren verloren die Aktien des Instituts massiv an Wert. Im Oktober 2009 kostete eine Aktie über 50 Schweizer Franken, im Oktober 2014 waren es nur noch 25 Franken. Am gestrigen Dienstag lag der Kurs bei 15,40 Franken.

Für diese Entwicklung gibt es mehrere Gründe. Im Vorjahr wies die Bank einen Verlust von 2,71 Milliarden Franken aus. Auch 2015 hatte sie ein Minus von 2,944 Milliarden Franken verbucht. Schuld daran war ein Milliardenvergleich in den USA. Die Schweizer akzeptierten eine Strafzahlung von 5,3 Milliarden US-Dollar.

Wie andere Großbanken kauften Credit-Suisse-Mitarbeiter in den USA faule Immobilienkredite auf, bündelten sie in Wertpapiere, die später an andere Investoren weiterverkauft wurden. Im Zuge der Finanzkrise brachen die Kurse dieser Wertpapiere ein. Die Anleger klagten. Im Verfahren konnten die US-Behörden nachweisen, dass Credit-Suisse-Mitarbeiter in internen E-Mails die Papiere, die sie an Anleger verkauften, als „kompletten Mist“ bezeichneten.

Für negative Schlagzeilen sorgten zuletzt auch die hohen Vorstandsbezüge. Trotz des Milliardenverlustes von 2,7 Milliarden Franken erhielt Bank-Chef Tidjane Thiam im Vorjahr 10,2 Millionen Franken. Auf der Hauptversammlung probten Aktionärsvertreter den Aufstand. „Schieben wir dem Raubrittertum einen Riegel vor“, sagte ein Aktionär. „Die Interessen der Aktionäre werden nicht berücksichtigt“, meinte ein anderer Anteilseigner. Denn allein 2016 sei der Wert des Instituts an der Börse um ein Drittel gesunken.

Bei der Hauptversammlung stimmten nur noch 58 Prozent der Anteilseigner für den Vergütungsbericht, bei dem es um die Gehälter und Boni für das Topmanagement ging. Zuvor lag die Zustimmungsrate bei 80 Prozent.

Hedgefonds sucht Mitstreiter

Der Hedgefonds RBR Capital nutzte den niedrigen Aktienkurs, um bei Credit Suisse einzusteigen. In Summe hat RBR Capital 100 Millionen Franken investiert. Dies entspricht zwar nur einem Anteil von 0,2 Prozent. Doch hinter dem Hedgefonds steckt der aktivistische Aktionär Rudolf Bohli. Wie die Schweizer Zeitung „Finanz und Wirtschaft“ berichtete, soll Bohli bereits die Fühler zu mehr als hundert Investoren ausgestreckt haben, um sie von seinen Plänen zu überzeugen.

Bohli hat sich bereits in anderen Fällen durchgesetzt. Angeblich will der Investor am Freitag bei einer Konferenz seine nächsten Schritte darlegen.

Das Ganze könnte in einen größeren Konflikt ausarten. Denn das Management von Credit Suisse ist nicht bereit, dem Wunsch des Hedgefonds zu folgen. „Wir begrüßen die Sichtweise von jedem unserer Aktionäre, konzentrieren uns aber auf die Umsetzung unserer Strategie und unseren Drei-Jahres-Plan“, betont das Institut in einer Stellungnahme.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.10.2017)

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