In Österreich verliert Geld schneller an Wert

In Österreich verliert Geld schneller an Wert
In Österreich verliert Geld schneller an Wert(c) Quelle: Eurostat / Grafik: "Die Presse" GK
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Die Preise steigen in Österreich viel stärker als im EU-Schnitt. Der tägliche Einkauf wurde um über fünf Prozent teurer. Wer sein Geld bei den heutigen Nullzinsen anlegt, ist in fünf Jahren mehr als ein Zehntel seines Vermögens los.

Wien. Die gute Nachricht zuerst: Wer sich im September mit PC-Spielen auf CD-ROM eindecken wollte, musste dafür um 27,6 Prozent weniger ausgeben als im Vorjahr. Auch Eier waren zuletzt deutlich billiger zu haben. Dumm nur, dass kaum noch jemand Verwendung für CD-ROM hat. Und auch die geldsparende Eierdiät wird zum Rohrkrepierer, sobald das erste Butterbrot zum weichen Ei gewünscht ist. Ein Viertel Butter kostet heute fast um die Hälfte mehr im Vorjahr.

Die jüngsten Inflationszahlen der Statistik Austria belegen: Das Leben in Österreich wird zunehmend kostspieliger. Die offizielle Inflationsrate im September betrug nach nationaler Berechnung 2,4 Prozent (nach europäischer Berechnung waren es 2,6 Prozent).

Aber auch das ist nur die halbe Wahrheit. Sieht man sich an, was die Österreicherinnen und Österreicher beim täglichen Einkauf ausgeben, liegt die sogenannte gefühlte Inflation noch deutlich höher: Der Mikrowarenkorb, der neben Nahrungsmitteln etwa auch Kaffeehausbesuche beinhaltet, verteuerte sich im September um 5,3 Prozent. Ähnlich stark zogen die Preise für weitere Basics wie Mieten, Treibstoffe oder Zigaretten an.

Aber schon die offizielle Inflationsrate von 2,4 Prozent hat weit drastischere Auswirkungen als nur höhere Tankrechnungen. Die Kombination aus Nullzinsen und steigender Inflation ist Gift für all jene, die ihre Ersparnisse auf Sparbüchern oder Tagesgeldkonten geparkt haben. Bei einer Inflation von 2,4 Prozent ist jeder zinslos angelegte Euro nach zwölf Monaten nicht einmal 98 Cent wert. Nach fünf Jahren hat die Inflation ein gutes Zehntel (11,5 Prozent) des Vermögens weggefressen.

Kein Ende der Nullzinsen in Sicht

Anders als in den USA ist in Europa dennoch keine baldige Zinswende in Sicht. Obwohl die Europäische Zentralbank (EZB) Monat für Monat 60 Milliarden Euro für Staats- und Firmenanleihen ausgibt, schafft sie es nicht, die Inflationsrate im Euroraum auf die Zielgröße von etwa zwei Prozent zu heben. Im September lag die Inflationsrate EU-weit unverändert bei 1,8, im Euroraum bei 1,5 Prozent. Obwohl etliche Staaten bereits deutlich über der Zwei-Prozent-Marke liegen (siehe Grafik), behält EZB-Chef Mario Draghi vorrangig die Sorgenkinder im Süden im Blick. Griechenland dümpelt mit einem Prozent Inflationsrate am unteren Ende der Euroländer herum. Auch der hoch verschuldete Wackelkandidat Italien wird bei 1,3 Prozent Inflation noch lange Nullzinsen einfordern.

Beim nächsten EZB-Treffen Ende Oktober dürften die Ratsmitglieder daher beschließen, das Anleihen-Kaufprogramm auch nächstes Jahr fortzuführen – wenn auch mit geringerem Volumen. Die niedrigen Zinsen werden uns also noch eine ganze Weile begleiten – und mit ihnen auch die steigenden Preise.


Mehr dazu: „Urschitz meint“, Seite 16

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.10.2017)

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