Chinas Wirtschaft wieder ansehnlich gewachsen

AFP (STR)
  • Drucken

Die Wirtschaft in China hat sich dank weiterhin sprudelnder Kredite im dritten Quartal robust entwickelt. Japanische Exporte sind im September weniger gewachsen als erwartet.

Von Juli bis September legte das Wachstum der zweitgrößten Volkswirtschaft um 6,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu und wuchs damit 0,1 Prozentpunkte langsamer als in der ersten Jahreshälfte. Die Zahl liegt aber noch immer deutlich über dem Jahresziel der Regierung, die "rund 6,5 Prozent" anstrebt.

Ökonomen führten das weiterhin kräftige Wachstum auf die anhaltend hohe Kreditvergabe zurück, durch die der Bausektor einen Boom erlebe und viele Staatsbetriebe künstlich am Leben gehalten würden. Durch immer höhere Unternehmensschulden würden Probleme jedoch nicht gelöst, sondern nur verschoben.

Zum Auftakt des Kongresses der alles in China beherrschenden Kommunistischen Partei, einem nur alle fünf Jahre stattfindenden politischen Schlüsseltreffen, gab es unterdessen kaum Anzeichen, dass die Stützungsmaßnahmen bald zurückgefahren werden. Statt neuer Rezepte für die Wirtschaft, wiederholte Staats- und Parteichef Xi Jinping schon früher von der Regierung ausgegebene, aber noch immer nicht umgesetzte Reformversprechen.

"Die offene Tür Chinas wird nicht geschlossen, sondern nur noch weiter geöffnet", hatte Xi zur Eröffnung des Parteitages am Mittwoch gesagt. Die Regierung wolle Regeln und Praktiken "ausradieren", die fairen Wettbewerb behindern. Der Markt müsse eine "entscheidende Rolle" spielen. Im gleichen Satz hob der Präsident aber hervor, dass der Staat "seine Rolle besser spielen muss".

Schon vor dem Parteikongress hatte China zuletzt eine ganze Reihe positiver Wirtschaftsdaten vorgelegt. Auch der Internationale Währungsfonds (IWF) hob vergangene Woche zum zweiten Mal heuer seine Wachstumsprognose für die zweitgrößte Volkswirtschaft um 0,1 Prozentpunkte auf 6,8 Prozent an.

Allerdings warnte der IWF in seinem Bericht, dass China das stärker als erwartete Wachstum nach wie vor durch höhere Schulden erkaufe. Dies könne in Zukunft zu "einem starken Abschwung" führen. Der IWF forderte Peking auf, die Kreditvergabe zu zügeln.

Wegen der steigenden Schulden hatte die US-Ratingagentur S&P vergangenen Monat die Bonitätsnote des Landes um eine Stufe auf "A+" herabgesetzt. Das lang anhaltende starke Kreditwachstums in China habe die wirtschaftlichen und finanziellen Risiken erhöht, teilte S&P mit. Zwar habe das hohe Tempo des Kreditwachstums auch das Wirtschaftswachstum und die Vermögenspreise erhöht. Die Finanzstabilität habe aber gelitten. China warf der Ratingagentur vor, die Wirtschaft des Landes nicht richtig zu verstehen.

Im vergangenen Jahr war die chinesische Wirtschaft um 6,7 Prozent gewachsen - so langsam wie seit 26 Jahren nicht mehr.

Japan an Fahrt verloren

Der japanische Außenhandel hat im September erstmals seit drei Monaten an Fahrt verloren. Die Firmen verkauften zwar 14,1 Prozent mehr ins Ausland als vor einem Jahr, wie aus Daten vom Donnerstag hervorgeht. Das ist aber weniger als von Reuters befragte Analysten vorhergesagt hatten. Im August war der Anstieg zudem mit 18,1 Prozent so hoch wie seit fast vier Jahren nicht mehr.

Fachleute gehen aber davon aus, dass die Exportwirtschaft bis zum Jahresende wieder in Schwung kommt. "Die Daten zur Industrie im Ausland zeigen an, dass wir uns inmitten eines Aufschwungs befinden", sagte Hiroaki Muto, Volkswirt beim Forschungshaus Tokai Tokyo. "Die Exporte werden die japanische Wirtschaft unterstützen." Zudem dürfte das bevorstehende Weihnachtsgeschäft die Nachfrage ankurbeln.

Die Importe legten um zwölf Prozent zu, Experten hatten hier mit drei Prozentpunkten mehr gerechnet. Der Handelsbilanzüberschuss lag mit umgerechnet 5,2 Milliarden Euro ebenfalls höher als erwartet. Allein der Überschuss im Geschäft mit den USA legte um 5,1 Prozent auf umgerechnet 4,6 Milliarden Dollar (3,92 Mrd. Euro) zu. Das könnte die politischen Beziehungen zwischen den beiden Ländern belasten: Die USA forderten Japan zuletzt zu bilateralen Gesprächen über ein Handelsabkommen auf, um den Überschuss zu reduzieren.

(APA/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.