Studie: Fusionen sind schlecht für Ernährung und Wahlfreiheit

Symbolbild: Einkaufen
Symbolbild: Einkaufen (c) Clemens Fabry (Presse)
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Mehrere Organisationen beklagen, dass immer weniger Unternehmen einen immer größeren Anteil der Lebensmittel herstellen. Das wirke sich auch auf die Arbeitsbedingungen aus.

Immer weniger Unternehmen stellen laut einer Untersuchung der Umweltorganisation Friends Of The Earth, der Heinrich-Böll-Stiftung (die den deutschen Grünen nahe steht) und der Rosa-Luxemburg-Stiftung (Naheverhältnis zur deutschen Linken) einen immer größeren Anteil der Lebensmittel her. Derartige Fusionen sowie der wachsende Einfluss von mächtigen Unternehmen und Supermarkt-Ketten wirken sich demnach negativ auf die Ernährung und Wahlfreiheit der Menschen aus.

"In manchen Fällen sind es nur noch zwei, drei Unternehmen, die Märkte beherrschen. Für uns ist das ein sehr besorgniserregender Trend", sagte Mute Schimpf von der Umweltorganisation. Anlass der Studie sei die bevorstehende Übernahme des US-Saatgutriesen Monsanto durch den Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer, hieß es. Derzeit nimmt die EU-Kommission den bevorstehenden Zukauf unter die Lupe. Auch in den USA steht eine Genehmigung des Milliardendeals bisher aus.

Stellenabbau und Niedriglöhne

In dem 56-seitigen Papier kritisieren die Organisationen weitere Aspekte der voranschreitenden Monopolisierung, zum Beispiel Stellenabbau und Niedriglöhne. Immer wieder würden bei Fusionen tausende Stellen abgebaut, um Kosten einzusparen. Als Beispiel wird in dem Report die Übernahme des Brauerei-Riesen SAB Miller durch den weltgrößten Braukonzern Anheuser-Busch Inbev genannt. Über 5.000 Stellen sollten dabei gekürzt werden. Anheuser-Busch und SAB Miller kontrollieren sieben der größten zehn Biermarken weltweit, darunter Budweiser, Corona und Becks.

Zudem habe der Trend negativen Einfluss auf die künftige Produktion von Nahrungsmitteln. Dies wirke sich in manchen Sektoren schon jetzt aus. "Was heißt diese Entwicklung für diejenigen, die mehr Geld für ihre Produkte ausgeben wollen? Da habe ich doch heute schon gar keine Chance mehr, wenn ich im Supermarkt einkaufe", sagte Schimpf und verwies auf die schwindende Vielfalt. So werden 60 Prozent der Babynahrung weltweit von den vier größten Herstellern produziert, heißt es in der Studie.

"Absättigung ist schon extrem groß"

Für den Ernährungswissenschafter Uwe Knop ist dieser Trend noch nicht in den Supermarkt-Regalen angekommen. Im Gegenteil: Ein überwiegender Teil der Neueinführungen fliege derzeit nach einer gewissen Zeit wieder aus dem Sortiment, sagte der Experte aus Frankfurt: "Das liegt daran, dass die Absättigung schon extrem groß ist." Für ihn sei vielmehr ein Problem, dass es zu viele Produkte in großen Supermärkten gebe.

Oliver de Schutter, Co-Vorsitzender des Internationalen Expertengremiums für nachhaltige Nahrungsmittelsysteme, mahnte: "Dieser Bericht sollte ein Weckruf für alle sein, die sich um Ernährung und ländliche Lebensgrundlagen sorgen." Frühstückscerealien werden dem Bericht zufolge weltweit sogar zu einem noch höheren Anteil (62 Prozent) als Babynahrung von vier Produzenten hergestellt.

(APA/dpa)

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