Wienerberger: Rote Zahlen, aber geringere Schulden

(c) Matthias Auer
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Der Rückblick auf das Geschäftsjahr 2009 dürfte bei den Wienerberger-Aktionären jedoch keine guten Gefühle hervorrufen. Der Umsatz fiel um 25 Prozent auf 1,8 Mrd. Euro

Wien (jaz). Wirtschaftlich war 2009 für den heimischen Ziegelkonzern Wienerberger das schlechteste Jahr der jüngeren Geschichte. So muss der Weltmarktführer laut vorläufigen Zahlen für 2009 einen Rekordverlust von 258,7 Mio. Euro hinnehmen. Dennoch zeigte sich Wienerberger-Chef Heimo Scheuch am Donnerstag im Klub der Wirtschaftspublizisten optimistisch: „Wir haben unsere Restrukturierung abgeschlossen und uns entschuldet. Wir sind nun sogar stärker als vor der Krise.“

Der Rückblick auf das Geschäftsjahr 2009 dürfte bei den Wienerberger-Aktionären jedoch keine guten Gefühle hervorrufen. Der Umsatz fiel um 25 Prozent auf 1,8 Mrd. Euro, das Betriebsergebnis (Ebit) sogar um 92 Prozent auf 19 Mio. Euro. Der Grund für den hohen Nettoverlust findet sich jedoch in der Bilanzposition darunter. So belasten die Restrukturierungsmaßnahmen und Firmenwertabschreibungen für aus heutiger Sicht zu teuer gekaufte Werke – vor allem in den USA und Großbritannien – das Ergebnis mit 277 Mio. Euro.

Die Restrukturierungskosten fielen für die Schließung oder zeitweise Stilllegung von 31 Werken und den Abbau von 2500 der rund 14.500 Mitarbeiter an. Diese Maßnahmen bringen Wienerberger im Gegenzug eine jährliche Einsparung von 160 Mio. Euro. Heuer sollen weitere 35 Mio. Euro hinzukommen. Laut Scheuch fielen von den Restrukturierungskosten nur 53 Mio. Euro in cash an. Somit konnte Wienerberger trotz des Rekordverlusts einen Überschuss an Liquidität produzieren. Dieser ermöglichte zusammen mit der durchgeführten Kapitalerhöhung vom September, dass die Schulden von 890 Mio. Euro auf 410 Mio. Euro mehr als halbiert wurden.

Kommt 2010 die Erholung?

Für die Zeit nach der Krise steht Wienerberger nun mit einer abgeschlankten Kostenstruktur, einem niedrigen Gearing (Verhältnis von Fremd- zu Eigenkapital) von 16 Prozent sowie einer Kapazitätsreserve von etwa 50 Prozent da. „Wenn die Märkte nun stabil bleiben, dann sollte 2010 wieder eine deutliche Steigerung möglich sein“, sagt Scheuch. Dann soll es für die Aktionäre auch wieder eine Dividende geben. Für 2009 dürfte sie ausfallen.

Ob die Investoren sich zusätzlich auch über Kursgewinne freuen dürfen, steht aber auf einem anderen Blatt. Seit ihrem Tiefstand im Frühjahr 2009 – damals machten sogar Konkursgerüchte die Runde – konnten die Wienerberger-Aktien zwar um mehr als 100 Prozent zulegen. Nun dürfte die Luft aber erst einmal raus sein. „Wer noch nicht drinnen ist, sollte vorerst abwarten“, rät Peter Bauernfried, Analyst bei der UniCredit. Zwar habe das Wienerberger-Management richtig auf die Krise reagiert und Gegenmaßnahmen ergriffen. „Die sind in der Aktie aber schon eingepreist“, so Bauernfried. Wirkliche Zugewinne werde es erst geben, wenn der wirtschaftliche Aufschwung in einer der wichtigen Regionen (USA, Nordwesteuropa oder Osteuropa) da ist.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.02.2010)

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