Woher die Eier im Kuchen stammen, weiß keiner

Bei verarbeiteten Produkten stammen die Eier oft aus dem Ausland.
Bei verarbeiteten Produkten stammen die Eier oft aus dem Ausland.(c) Bilderbox
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Landwirtschaftskammer und AMA fordern eine Herkunftsbezeichnung für verarbeitete Produkte sowie für den Einsatz in Gemeinschaftsküchen. Diese ist zumindest im Regierungsprogramm verankert.

Wien. Bei Frischeiern ist alles gut. Die stammen nämlich nahezu ausschließlich aus Österreich, sofern sie im Lebensmitteleinzelhandel verkauft werden. Bei verarbeiteten Produkten und dem Einsatz in Gemeinschaftsküchen sieht es hingegen anders aus. Da wird nämlich aus Kostengründen gern auf Ware aus dem Ausland zurückgegriffen, die dank niedriger Tierschutzstandards wesentlich billiger ist.

„Überall dort, wo nicht draufsteht, woher die Eier kommen, kann man davon ausgehen, dass sie nicht aus Österreich stammen“, sagt Hermann Schultes, Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich, die gestern, Mittwoch, gemeinsam mit AMA, der Erzeugergemeinschaft Frischei und der Österreichischen Eierdatenbank zur alljährlichen Pressekonferenz rund ums Osterei geladen hat. Die Forderung nach einer verpflichtenden Herkunftsbezeichnung für verarbeitete Produkte (wie Nudeln, Backwaren oder Fertigprodukte) sowie für den Einsatz in Gemeinschaftsküchen (Kantinen, Spitäler etc.) hat dort bereits Tradition.

Mittlerweile wurde man aber etwas milder. Die Gastronomie haben die landwirtschaftlichen Vertreter mittlerweile von ihrer Forderung ausgenommen. Die sei ohnehin mit unzähligen Auflagen belastet (von der Allergenverordnung bis zur leidigen Raucherdebatte). „Aber überall dort, wo man sich nicht aussuchen kann, was man isst – also in Werkküchen, Kantinen, Spitälern, Kasernen oder Kindergärten –, soll gesagt werden, woher die verwendeten Eier und auch das Fleisch stammen“, sagt Schultes. Er ist optimistisch, dass die verpflichtende Herkunftskennzeichnung bald kommen wird. Immerhin ist sie im Regierungsprogramm mit den Worten „verpflichtende nationale Kennzeichnung der Lebensmittelherkunft in Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung (öffentlich und privat)“ festgeschrieben.

Gleichzeitig führe er mit den Handelsketten „intensive Gespräche“, um auch die Kennzeichnung bei verarbeiteten Produkten (speziell bei Eigenmarken) zu realisieren, wie Schultes zur „Presse“ sagt.

Jedes siebte Ei wird importiert

Derzeit gibt es lediglich freiwillige Initiativen. So hat sich etwa das Land Niederösterreich bereits im Vorjahr freiwillig verpflichtet, die Herkunft von Eiern und Geflügel in öffentlichen Einrichtungen anzugeben. Mit der Stadt Wien und dem Bundesheer gebe es Gespräche. Wobei Schultes in Wien aufgrund der „politischen Veränderung“ (Stichwort: neuer Bürgermeister) in der Stadt eine „gewisse Ruhe, um nicht zu sagen Stillstand“ bei dem Thema beobachtet hat.

Pro Tag werden in Österreich eine Million frische Eier importiert. Dabei handelt es sich lediglich um Schaleneier, Flüssigei und Eipulver sind dabei nicht mitberechnet. Bezogen auf die täglich verkauften sechs Millionen heimischer Frischeier stammt also jedes siebte Schalenei aus dem Ausland.

Laut einer AMA-Umfrage wünschen sich 57 Prozent der Österreicher eine Herkunftsangabe bei verarbeiteten Produkten, 54 Prozent würden sich auch für die Haltungsform interessieren. Allerdings geben nur 22 Prozent an, dass die Haltungsform bei der Kaufentscheidung eine Rolle spielt, für 20 Prozent ist die österreichische Herkunft entscheidend. Für acht Prozent sei hingegen der Preis ausschlaggebend. Wobei bei Letzterem AMA-Geschäftsführer Michael Blass skeptisch ist: „Wäre es wirklich so, hätten wir weniger Probleme.“ (ks)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.03.2018)

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