Immofinanz-Untreueprozess: Tennismanager Leitgeb freigesprochen

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Es gab keinen Tatplan zur Schädigung der Immofinanz, begründete die Richterin den Freispruch. Die Staatsanwaltschaft kann das Urteil noch beeinspruchen.

Der bekannte Tennismanager Ronnie Leitgeb ist am Dienstag bei der Neuverhandlung des Strafprozesses um die "Villa Esmara" vom Vorwurf der Beihilfe zur Untreue gegenüber der Immofinanz freigesprochen worden. Laut Richterin Caroline Csarmann hat es keinen Tatplan zur Schädigung der Immofinanz gegeben. Das Urteil ist nicht rechtskräftig, die Staatsanwaltschaft gab keine Stellungnahme ab.

In der Causa ging es um die "Villa Esmara", ein Trainingszentrum für Spitzensportler ("Champ Fitness") in einer Immofinanz-Immobilie in der Nähe von Monaco, für das Leitgeb die Idee hatte. Er mietete das Zentrum von der Immofinanz, blieb aber die Miete schuldig. Letztendlich wurde die Villa im Jahr 2006 an einen schwedischen Investor verkauft, Leitgeb lukrierte dafür eine - laut Anklage ungerechtfertigte - Provision.

Jeder Schritt wirtschaftlich nachvollziebar

Grundsätzlich sei jeder einzelne Schritt wirtschaftlich nachvollziehbar. Deswegen könne auch nicht von einem Tatplan ausgegangen werden, ein Beitrag zur Untreue habe sich somit nicht ergeben, führte die Richterin in der mündlichen Begründung des Urteils am Dienstag am Straflandesgericht Wien aus. Die Staatsanwaltschaft hat nun drei Tage Zeit, das Urteil zu beeinspruchen.

Man könne schon sagen, dass es auf den ersten Blick ein bisschen komisch aussehe, wenn Leitgeb von der Immofinanz das gleiche bekomme, was er bezahlt habe. "Wenn man sich aber alle Schritte, die dazu geführt haben, kritisch anschaut, dann hat das alles einen wirtschaftlich erklärbaren Hintergrund", geht laut Richterin aus der Beweisaufnahme hervor.

Am Ende seien die Formulierungen in den Verträgen und auf den Rechnungen nicht gut gewählt worden, aber das sei alles aus der Immofinanz gekommen. Nicht Herr Leitgeb habe gesagt: "So und so - macht es zu meinem Vorteil". Auch habe es in keinster Weise einen Tatplan zwischen dem in dieser Causa ebenfalls mitangeklagten Ex-Immofinanzchef Karl Petrikovics und Leitgeb gegeben. "In Wahrheit waren ganz andere Leute an der Front, Petrikovics hat nur abgesegnet", so die Richterin.

Nach dem Scheitern des Immobilienprojektes seien sich beide Seiten ihrer Rechtsposition nicht sicher gewesen, deshalb sei es zum Vergleich, zu einem Abwägen gekommen. Die Vertragslage sei nicht einfach gewesen, hätten auch mehrere Zeugen bestätigt.

Kein Zweifel an Vertrag

"Die Tatsache, dass hier sehr viel Papier produziert wurde und es viele Diskussionen gab, etwa über das französische Recht, führt nicht dazu, zu sagen, das Leitgeb den Plan hatte, sich auf Kosten der Immofinanz zu bereichern", so die Richterin. Vielmehr hätten Geschäftsleute versucht, auf eine gemeinsame Lösung zu kommen.

Es auch gebe keinen Grund daran zu zweifeln, dass es sich um keinen Scheinvertrag gehandelt habe. Die zufällig gleichen Summen seien nur auf der Oberfläche verdächtig. "Grundsätzlich ist jeder einzelne Schritt nachvollziehbar".

Die Wiederholung des Prozesse wurde notwendig, nachdem der OGH das Urteil aus der ersten Instanz aufgehoben hatte. Leitgeb wurde dabei im Juni 2016 von Richterin Marion Hohenecker zu 20 Monaten bedingter Haft verurteilt. "Das waren zwölf lange Jahre", sagte Leitgeb nach der Urteilsverkündung zur APA.

(APA)

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