Quelle-Aus: Verhandlungen mit Lielacher gescheitert

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Mike Lielacher sah sich schon als neuer Eigentümer der Quelle Österreich, doch der Masseverwalter lehnte sein letztes Angebot über 35 Mio. Euro ab. Die Quelle Österreich dürfte zerschlagen werden.

Die Verhandlungen über einen Verkauf des insolventen Versandhändlers Quelle an den Ex-Investmentbanker Mike Lielacher sind gescheitert. Das gaben die Masseverwalter in einer Presseaussendung am Freitag bekannt. Lielachers letztes Angebot - ein Kaufpreis von 35 Millionen Euro - habe "dessen wahres Gesicht gezeigt", kritisierten die Anwälte. Man habe die Verhandlungen abgebrochen.

Herbe Kritik an Lielacher

Masseverwalter Erhard Hackl übte harte Kritik an Lielacher: "Mir kommt vor, er spekuliert damit, nur mit Arbeitsplätzen winken zu müssen, um das Quelle-Vermögen auf Kosten der Konkursgläubiger fast geschenkt zu bekommen." Es sei auch möglich, dass die Gruppe aussteigen wolle oder müsse und den Schwarzen Peter für das Scheitern des Kaufs den Masseverwaltern zuspielen wolle, so Hackls Kollegen Rudolf Mitterlehner und Thomas Zeitler.

Bindendes Angebot über 51 Millionen

Lielacher habe gemeinsam mit Gerhard Bruckberger als Vertreter von "bis heute nicht bekannten namhaften österreichischen Investoren" im Dezember ein nicht bindendes Angebot für Forderungen, Anlagevermögen, Kundendaten, Warenvorräte sowie Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe in Höhe von rund 51 Millionen Euro gelegt.

Parallel dazu sei den Mitarbeitern und der Politik Hoffnung auf den Erhalt von Arbeitsplätzen in Linz gemacht worden. Die Stadt Linz habe sich bereiterklärt, die Betriebsliegenschaft - unter der Bedingung des Unternehmensverkaufes und einer Absichtserklärung, rund 500 Personen langfristig zu beschäftigen - um 16,5 Millionen Euro netto zu kaufen und an den Quelle-Erwerber zu einem angemessenen Bestandzins zu vermieten.

Preis nachträglich gedrückt

Nach mehreren Verhandlungen und Besprechungen sei eine Vertragsunterfertigung zur Berichtstagsatzung am 12. Februar ins Auge gefasst worden, so Hackl. Entgegen den Zusagen habe Lielacher aber nur erklärt, dass eine Unterfertigung erst am 24. Februar infrage komme. Am 23. Februar erhielten die Masseverwalter schließlich ein Schreiben, in welchem für die Forderungen im derzeitigen Nominalwert von 72 Mio. Euro, das Anlage- und sonstige Umlaufvermögen, die Kundenadressen sowie die Liegenschaft ein Kaufpreis von 35 Mio. Euro inklusive Umsatzsteuer und Gebühren angeboten worden sei. Hackl: "Verknüpft mit plötzlich geänderten und praktisch unerfüllbaren Vertragsbedingungen und ohne entsprechende Absicherung für die Bezahlung des Kaufpreises."

Unterschiedliche Bewertungen

Damit falle das Angebot der Stadt Linz für die Liegenschaft weg. Außerdem seien Kundendaten, Anlagevermögen und Warenvorräte etc. sowie beinhaltete Umsatz- und Grunderwerbssteuer und sonstige Abgaben mindestens 4 Mio. Euro anzusetzen. Somit wollte sich Lielacher die Forderungen und die Daten der Kunden um 14 Mio. "unter den Nagel reißen will". Dazu komme noch, dass auch eine Absichtserklärung zur Beschäftigung von 500 Mitarbeitern nicht mehr Gegenstand eines Vertrages sei.

Lielacher "sehr enttäuscht"

Mike Lielacher ist über das Scheitern der Verhandlungen "sehr enttäuscht". "Wir haben immerhin 35 Mio. Euro geboten", sagte er am Freitag. Dass er, wie von den Masseverwaltern vermutet, Spekulationen betrieben habe, sei "Unfug", so Lielacher. Das von ihm vertretene Bieterkonsortium habe weder spekuliert noch sonst irgendwelche schlechten Absichten. Feststehe, dass man die einzige Gruppe gewesen sei, die von Anfang stets den Versandhandel betreiben wollte. Lielacher: "Wir haben das ganz professionell vorbereitet."

Für einzelne Konzernteile wolle man definitiv nicht bieten. "Wir sind nur an der Weiterführung interessiert", betonte Lielacher. Das Versandgeschäft müsse in Linz bleiben. Es sei kein Thema, jetzt die Adressen oder die Forderungen zu kaufen. "Das interessiert uns nicht."

Nun droht die Zerschlagung

Da dem Masseverwalter laut eigener Aussage allein für die Forderungen erheblich bessere Angebote vorliegen würden und auch die Möglichkeit bestehe, sie selbst einzutreiben, sei Lielachers Offert "völlig indiskutabel". Nachdem sich Ex-Quelle-Vorstand Martin Lenz, um dessen Bietergruppe es in den vergangenen Wochen ruhig geworden war, offiziell als Interessent zurückgezogen habe und auch ein weiterer Bewerber mangels Mitwirken der Stadt Linz chancenlos sei, nehmen die Masseverwalter die Zerschlagungsverwertung in Angriff. Es sei davon auszugehen, dass ein Betrieb in Form eines Versandhandels am bisherigen Standort nicht mehr aufgenommen werde.

Liquidation besser für Gläubiger

Franz Loizenbauer vom Alpenländischen Kreditverband stellte fest, dass für die unbesicherten Gläubiger nun eine Quote von bis zu 40 Prozent erwartet werden könne. Bei Annahme des Lielacher-Angebotes hätten sie voraussichtlich weniger als 10 Prozent erhalten. Es habe zudem keinerlei Garantie auch nur für einen Arbeitsplatz enthalten.

Ähnlich äußerte sich Otto Zotter vom KSV. Er schätzt die Gesamtverbindlichkeiten auf 95 bis 100 Mio. Euro. Davon seien bisher 78,2 Mio. Euro von den Gläubigern angemeldet worden. Es seien aber noch Forderungen von Dienstnehmern und Quelle-Pensionisten ausständig.

AK: Lielacher wollte nur schnelles Geld

Arbeiterkammer Präsident Johann Kalliauer attackiert Mike Lielacher in einer Aussendung: "Lielacher war nicht wirklich interessiert an einer Fortführung und hat die Hoffnungen der Beschäftigten auf Fortführung nur dazu benützt, um an die Möglichkeit auf schnelles Geld zu kommen."

Alleine der zu erwartende Erlös aus den ausstehenden Kundenforderungen von Quelle in Höhe von 70 Millionen Euro wäre höher gewesen als der gebotene Kaufpreis, so Kalliauer.

(Ag. )

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