Endgültiges Aus für Fremdwährungskredite

Endgueltiges fuer Fremdwaehrungskredite
Endgueltiges fuer Fremdwaehrungskredite(c) Clemens Fabry
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Die FMA verbietet auch Kredite mit Tilgungsträgern und legt neue Standards für Banken fest. Das Verbot dieser Darlehen schmerzt die Finanzdienstleister: Vielen selbstständigen Beratern wurde die Geschäftsgrundlage entzogen.

Wien (ker). Seit der Finanzkrise im Herbst 2008 gibt es für Privatkunden kaum mehr Kredite in fremder Währung. Die Finanzmarktaufsicht (FMA) empfahl den Banken damals, keine Fremdwährungskredite zu vergeben. Das Risiko von schwankenden Wechselkursen sei zu groß. Ab Mitte März wird diese „Empfehlung“ für die Banken verpflichtend. Es werden nämlich neue Mindeststandards in Kraft treten. Darin wird nicht nur das Verbot von Fremdwährungskrediten für private Kunden verankert sein. Die Kreditinstitute sollen auch keine endfälligen Kredite mit Tilgungsträgern mehr anbieten – egal, in welcher Währung. Also auch nicht in Euro.

Die Kunden dieser Darlehen zahlen die Raten bei einem Tilgungsträger (das können etwa Lebensversicherungen oder Fonds sein) ein. Dessen Wert soll reichen, um den Kredit am Ende der Laufzeit zu tilgen. Im Idealfall bleibt den Kunden sogar noch etwas übrig.

Krux mit den Tilgungsträgern

In den vergangenen Jahren, in Zeiten steigender Aktienkurse, waren endfällige Frankenkredite bei den „Häuslbauern“ äußerst beliebt. Die Kreditnehmer wollten davon dreifach profitieren: von den niedrigen Zinsen des Schweizer Franken, einem günstigen Wechselkurs (um Währungsgewinne machen zu können) und einem steigenden Wert des Tilgungsträgers.

Bei Letzteren dürfte die Rechnung nicht aufgegangen sein. Die Fondskurse brachen während der Finanzkrise teilweise dramatisch ein.

Profitiert dürften dagegen die Banken haben. Sie hätten im vergangenen Jahrzehnt gut daran verdient, der Verkauf von Tilgungsträgern habe gute Provisionen eingebracht, sagte ein Banker zur „Presse“.

Banken raten zum Ausstieg

Für die Erste Bank ist das Verbot von endfälligen Krediten ein logischer Schluss. „Die kapitalaufbauenden Tilgungsträger machen nur in fremder Währung Sinn. Die Grundidee ist, dass die Rendite für den Eurotilgungsträger höher ist als die Zinsen für den Kredit. Das konnte man hauptsächlich bei Fremdwährungskrediten mit niedrigen Zinsen erreichen. Für Eurokredite ist das ohne große Spekulation kaum mehr möglich“, sagt Katja Fries, Finanzierungsexpertin der Erste Bank. In Österreich haben private Haushalte derzeit 250.000 Fremdwährungskredite in der Höhe von 35 Mrd. Euro laufen. Diese Kreditnehmer müssen sich in den nächsten Wochen darauf einstellen, dass ihnen die Banken empfehlen werden, ihre Fremdwährungskredite in Eurokredite umzuwandeln. Die FMA will nämlich auch, dass die Institute ihre Fremdwährungsvolumina reduzieren. Sie sollen den Kunden den Umstieg anbieten, wenn bestimmte Wechselkurse gerade günstig sind.

Die Erste Bank und die Sparkassen haben das bereits im vergangenen Jahr praktiziert und das Fremdwährungsvolumen um acht Prozent reduziert, heißt es aus der Pressestelle. Auch die Bank Austria berät ihre Kunden intensiv über Möglichkeiten, aus dem Fremdwährungskredit auszusteigen. Es würden aber auf keinen Fall Kredite zwangsweise konvertiert, stellen beide Banken klar.

Kritik der Finanzdienstleister

Das Verbot dieser Darlehen in fremder Währung schmerzt die Finanzdienstleister: Vielen selbstständigen Beratern, die sich auf Fremdwährungsdarlehen spezialisierten, wurde die Geschäftsgrundlage entzogen. Sie vermuten, dass die FMA den Banken zu neuen Einnahmen verhelfen möchte.

Das Aufkommen der Fremdwährungskredite sei eine harte Konkurrenz für die heimischen Institute gewesen. Das hätte dazu geführt, dass sie die Zinsspannen (damit verdienen die Banken ihr Geld bei Krediten, Anm.) für Eurokredite senken mussten. Ohne Frankenkredite könnten sie jetzt wieder höhere Spannen für Eurokredite verlangen, sagt ein Finanzierungsberater.

AUF EINEN BLICK

Für Privatkunden wird es keine Fremdwährungskredite mehr geben, legt die Finanzmarktaufsicht (FMA) in neuen Mindeststandards für heimische Banken fest. Endfällige Kredite mit Tilgungsträgern sollen auch nicht mehr angeboten werden. Außerdem will die FMA, dass die Banken bestehende Fremdwährungskredite abbauen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.03.2010)

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