Frankfurt droht Dämpfer bei sicher geglaubten Brexit-Gewinnen

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Tausende Banken-Jobs würden beim Brexit von Lodon nach Frankfurt verlegt werden, hoffte man in der Main-Metropole. Doch Frankreichs Präsident warb offenbar erfolgreich für Paris.

Deutschland drohen Rückschläge im Rennen um Londoner Brexit-Jobs, wie aus einer Bloomberg-Umfrage unter Branchenvertretern in Frankfurt hervorgeht. Besonders Paris hatte sich zuletzt als einer der größten Konkurrenten herauskristallisiert. Noch aber halten Beobachter an ihren Prognose zum Entstehen neuer Arbeitsplätze in der Main-Metropole fest.

"Ein deutliches Warnsignal ist die Tatsache, dass die meisten Banken die Arbeitsplätze breit innerhalb Europas streuen, um sich alle Standortoptionen offen zu halten. Nicht zuletzt, um zu sehen, ob Versprechungen, wie sie an anderen Standorten zuhauf gegeben werden, tatsächlich eingehalten werden", sagte Hubertus Väth, Geschäftsführer der Lobby- Organisation Frankfurt Main Finance. "Das birgt also aus deutscher Sicht das Risiko, sicher geglaubte Gewinne wieder abzugeben."

Die Sitzverlegung der Europäischen Bankenaufsicht (EBA) von London nach Paris - statt nach Frankfurt - ist seiner Meinung nach ein Faktor, der "ohne Zweifel" Stellen kosten werde. Er verwies zudem auf das "direkte, intensive und persönliche Werben des französischen Präsidenten". Dennoch bleibe er bei der Erwartung von bis zu 10.000 zusätzlichen Arbeitsplätzen im Raum Frankfurt über einen Zeitraum von fünf Jahren auf Grund des Brexit.

Bis zu 200 Jobs pro Institut

In ähnlicher Größenordnung bewegt sich die Prognose der Landesbank Hessen-Thüringen Girozentrale (Helaba). Sie rechnet weiterhin mit mindestens 8000 Mitarbeitern über einen Zeitraum von mehreren Jahren.

Etwas darunter liegen die Zahlen von Oliver Wagner, Geschäftsführer des Verbands der Auslandsbanken in Deutschland: "Wir gehen davon aus, dass in den nächsten zwei Jahren von den 20 Instituten, die im Brexit Geschäft verlagern werden, circa 3000 bis 5000 neue Arbeitsplätze in Frankfurt aufgebaut werden - im Schnitt 150 bis 200 Arbeitsplätze pro Institut".

Paris erwartet bis zu 10.000 Jobs

Paris Europlace, die Finanz-Lobbygruppe der französischen Hauptstadt, hatte am vergangenen Mittwoch gegenüber Bloomberg Television erklärt, bis zu 10.000 zusätzliche Arbeitsplätze könnten von London nach Paris verlagert werden.

Die Financial Times hatte vor wenigen Tagen geschrieben, BlackRock Inc. werde nach Gesprächen mit Präsident Emmanuel Macron einen Teil des Geschäfts in Paris ansiedeln. Bloomberg News berichtete kurz zuvor, JPMorgan Chase & Co. habe mehrere Banker gebeten, einen Umzug von Großbritannien in andere EU- Länder zu erwägen, während unter anderem die Präsenz in Paris ausgebaut werde.

Wagner vom Verband der Auslandsbanken wies darauf hin, dass die Entstehung neuer Jobs in Frankfurt nicht unbedingt mit einer Verlagerung aus London verbunden sein muss. "Da zunächst Back- und Middle-Office aufgebaut wird, wird durchaus lokal angeheuert werden", sagt er.

(Bloomberg)

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