Teurer Sprit treibt die Inflation

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THEMENBILD: SPRITPREISE / TREIBSTOFFPREISEAPA/HERBERT PFARRHOFER
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Die Inflation ist im Juni in Österreich, getrieben von dem anziehenden Ölpreis, auf zwei Prozent gestiegen. Das ist jene Marke, die die EZB als Voraussetzung für eine Zinswende ansieht.

Wer ein Auto fährt, mit Heizöl tankt, in einer Mietwohnung lebt, raucht oder gerne in Restaurants geht bzw. in Hotels übernachtet, hatte im Juni schlechte Karten. Hier sind die Preise im Jahresvergleich zum Teil stark gestiegen. Günstiger wurden Städteflüge und Pauschalreisen sowie alles rund um Nachrichtenübermittlung wie Telefon- und Telefaxdienste, aber auch Mobiltelefone.

Im Schnitt hat sich das Leben in Österreich im Juni im Vergleich zum Vorjahr um 2,0 Prozent verteuert, ermittelte die Statistik Austria. Damit hat die Inflation erstmals wieder diese Grenze erreicht, nachdem sie im bisherigen Jahr 2018 stets unter 2 Prozent blieb. Laut harmonisiertem Verbraucherpreisindex lag die Teuerung im Juni bei 2,3 Prozent.

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Ausschlaggebend für diesen Anstieg waren die stark anziehenden Spritpreise: Die Preise für Treibstoffe stiegen im Juni um 14,3 Prozent. Superbenzin verteuerte sich um 11,8 Prozent. Ohne die Ausgaben für Treibstoffe hätte die Inflation im Juni nur 1,6 Prozent betragen, so die Statistik Austria.

Gepusht wurde die Teuerung auch von Preiserhöhungen für Mietwohnungen (+3,6 Prozent) und Haushaltsenergie (+2,9 Prozent). Allein Heizöl verteuerte sich im Juni um fast 27 Prozent. Im Schnitt wurde der Ausgabeposten "Wohnung, Wasser und Energie", der einen großen Einfluss auf die Inflation hat, um 2,2 Prozent teurer. Die Preise für Strom gingen dagegen leicht um 0,2 Prozent zurück, jene für Gas verringerten sich um 5,9 Prozent.

Der tägliche Einkauf (Mikrowarenkorb) kostete im Juni im Schnitt um 3,3 Prozent mehr. Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke stiegen entsprechend der allgemeinen Teuerung um 2,0 Prozent. Milch, Käse und Eier verteuerten sich um insgesamt 3,0 Prozent, Öle und Fette um 11 Prozent. Butter wurde um 22,9 Prozent teurer. Die Ausgaben für Fleisch stiegen um 1,7 Prozent, jene für Brot und Getreideerzeugnisse um 1,9 Prozent. Obst verteuerte sich um 2,7 Prozent, Gemüse um 0,6 Prozent. Für alkoholische Getränke und Tabak zahlte man 3,6 Prozent mehr. Für Zigaretten mussten Verbraucher im Schnitt 6,1 Prozent mehr berappen.

Der wöchentliche Einkauf (Miniwarenkorb) verteuerte sich aufgrund höherer Spritpreise um 5,5 Prozent. Besuche in Restaurants und Hotels kosteten durchschnittlich um 2,9 Prozent mehr. Freizeit- und Kulturdienstleistungen verteuerten sich um 1,3 Prozent, Zeitungen, Bücher und Schreibwaren wurden um insgesamt 4,9 Prozent teurer. Bekleidung und Schuhe kosteten im Schnitt 1 Prozent mehr.

Guten Nachrichten gibt es für reisefreudige Österreicher: Flugtickets (-1,8 Prozent), Städteflüge (-32,3 Prozent) sowie Flugpauschalreisen (-4 Prozent) wurden im Juni im Jahresvergleich günstiger. Auch die Kosten für Nachrichtenübermittlung gingen um 4,4 Prozent zurück. So verbilligten sich Telefon- und Telefaxdienste um 3,3 Prozent und Mobiltelefone um 11,4 Prozent.

Hauptpreistreiber im Monatsabstand waren die Ausgaben für Freizeit und Kultur. Hauptverantwortlich dafür waren saisonbedingt teurere Pauschalreisen (+9,9 Prozent). Preisdämpfend wirkten sich im Monatsabstand Bekleidung und Schuhe aus, dessen im Schnitt 2,1 Prozent sinkende Preise den beginnenden Sommerschlussverkauf anzeigten.

Inflation im Euro-Raum steigt auf 2,0 Prozent

Die Verbraucherpreise in der Euro-Zone sind erstmals seit mehr als einem Jahr über die Wunschmarke der EZB von knapp unter zwei Prozent gestiegen. Die Teuerungsrate kletterte in den 19 Ländern der Währungsunion im Juni auf 2,0 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat am Mittwoch mitteilte und damit eine vorläufige Schätzung bestätigte. Im Mai waren die Preise nur um 1,9 Prozent gestiegen. Die Europäische Zentralbank (EZB) sieht mittelfristig Werte von knapp zwei Prozent als ideal für die Wirtschaft. Sie beschloss angesichts der anziehenden Inflation zuletzt einen Schritt hin zu einer weniger lockeren Geldpolitik und plant das Ende ihrer billionenschweren Anleihenkäufe noch in diesem Jahr.

Preistreiber im Juni war erneut Energie. Sie verteuerte sich für Verbraucher binnen Jahresfrist um acht Prozent. Die Preise für Lebensmittel, Alkohol und Tabak zogen um 2,7 Prozent an und damit etwas stärker als zuletzt. Dienstleistungen verteuerten sich mit 1,3 Prozent unterdurchschnittlich.

Britische Inflation bei 2,4 Prozent

Die Inflation in Großbritannien verharrt trotz stark steigender Ölpreise auf ihrem bisherigen Niveau. Im Juni lagen die Verbraucherpreise im Durchschnitt 2,4 Prozent höher als im Vorjahresmonat, wie das Statistikamt ONS am Mittwoch mitteilte. Damit verharrte die Teuerung überraschend auf dem Mai-Wert. Von Reuters befragte Ökonomen hingegen hatten mit einem Anstieg auf 2,6 Prozent gerechnet. Preise für Kraftstoffe kletterten so stark wie seit fast vier Jahren nicht mehr. Allerdings sank die sogenannte Kerninflation, die die schwankungsanfälligen Preise für Lebensmittel und Energie ausklammert, auf 1,9 Prozent und damit auf den niedrigsten Wert seit März 2017.

Die Wirtschaft auf der Insel lahmt nicht zuletzt wegen der Inflation. Grund dafür ist, dass die Landeswährung Pfund nach dem Brexit-Votum vom Sommer 2016 auf Talfahrt gegangen ist, wodurch sich Importe verteuern. Dies zehrt an der Kaufkraft der Briten. Zudem investieren viele Firmen weniger, auch wegen der Unsicherheit über die Handelsbeziehungen nach dem geplanten EU-Ausstieg Ende März 2019.

Die Notenbank hat signalisiert, dass sie die Zinsen solange nicht anheben wird, bis sich die Konjunktur nachhaltig gebessert hat. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte von Januar bis März nur noch um 0,2 Prozent zu. Zentralbank-Chef Mark Carney sagte am Dienstag, ein harter Brexit hätte große wirtschaftliche Folgen - auch für die Geldpolitik. Die Währungshüter müssten dann die konjunkturellen Aussichten und Zinsen neu bewerten.

(APA/eid)

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