ÖVAG: Osteuropa-Verkauf soll 500 Mio. bringen

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Am Montag haben die Aufsichtsräte von Raiffeisen über die Fusion von RZB und Raiffeisen International beraten. Eine Veräußerung der Osteuropa-Tochter könnte dem Volksbanken-Spitzeninstitut Luft verschaffen.

Wien. Raiffeisen und Volksbanken stehen vor großen Umstrukturierungen: Am Montag haben die Aufsichtsräte von Raiffeisen über die Fusion von RZB und deren Osteuropa-Tochter Raiffeisen International beraten. „Es ist so gut wie fix, dass es zum Zusammenschluss kommen wird“, heißt es in Aufsichtsratskreisen. Einen völlig anderen Weg geht die Österreichische Volksbanken AG (ÖVAG). Sie prüft unter anderem, ihre Osteuropa-Tochter Volksbanken International (VBI) zu verkaufen.

VBI-Chef Friedhelm Boschert hat am Montag am Rande der Bilanzpressekonferenz erklärt, dass bei der ÖVAG ein Datenraum eingerichtet wurde. Dort können Interessenten die Zahlen der ÖVAG und der Osteuropa-Tochter VBI prüfen. Ende Jänner beauftragte das Volksbanken-Spitzeninstitut die Investmentbank Lazard, einen Partner für die ÖVAG zu finden.

Doch bislang hat sich laut ÖVAG-Aufsichtsrat Wolfgang Kirsch kein Interessent für die Bankengruppe gemeldet. Das Volksbanken-Spitzeninstitut hat im Vorjahr einen Verlust von bis zu einer Mrd. Euro erwirtschaftet. Um die Finanzkrise zu bewältigen, nahm die Bank im Vorjahr eine Mrd. Euro öffentliches Kapital auf.

Gewinne in Osteuropa

Deutlich besser sieht die Situation bei der Osteuropa-Tochter VBI aus. Zwar verzeichnete auch diese im Vorjahr einen Ergebnisrückgang, doch sie lag immer noch deutlich im Plus. Nach den Worten von ÖVAG-Aufsichtsrat Kirsch gibt es für VBI sehr wohl Kaufinteressenten. Eine Veräußerung des Osteuropa-Geschäfts könnte der ÖVAG Luft verschaffen. Dem Vernehmen nach erhoffen sich die Eigentümer einen Verkaufserlös von mindestens 1,1 Mrd. Euro – so hoch ist das Eigenkapital von VBI.

Die ÖVAG ist mit 50,1 Prozent an der Osteuropa-Bank beteiligt, die restlichen Anteile werden von deutschen und französischen Genossenschaftsbanken gehalten. Auch diese überlegen, ihre Anteile abzugeben. Ein ÖVAG-Sprecher wollte nicht sagen, zu welchem Wert die Osteuropa-Tochter in der Bilanz der Bank steht.

Im Zuge des Wirtschaftsabschwungs musste Volksbanken International im Vorjahr die Vorsorgen für Kredite auf 174,6 Mio. mehr als verdoppeln. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) halbierte sich fast – von 90 auf 47,5 Mio. Euro. Der Nettogewinn ging von 33 Mio. auf 27 Mio. Euro zurück.

Kapitalerhöhung in Rumänien

Zur Steigerung der Profitabilität hat Bankchef Boschert im Vorjahr die Zahl der Mitarbeiter um 370 auf 5480 abgebaut. Heuer könnten noch einmal mehr als 300 Stellen gestrichen werden. Die VBI-Töchter in der Slowakei und in Ungarn sind 2009 in die Verluste gerutscht. Gerüchte über Probleme in Rumänien, wo die Volksbank zuletzt besonders stark gewachsen ist, werden von Boschert dementiert. Fast ein Drittel des Geschäftsvolumens von VBI entfällt auf Rumänien.

„Presse“-Informationen zufolge hatte der ÖVAG-Vorstand im März einen Termin bei der Bankenaufsicht in Bukarest. Dem Vernehmen nach wird nun geprüft, im Zuge eines Umbaus zwei Vorstände bei der Rumänien-Tochter abzuberufen. Für sie werden andere Tätigkeiten im Konzern gesucht.

Auf Basis des internationalen Bilanzierungsstandards IFRS hat die Volksbank in Rumänien das Vorjahr zwar positiv abgeschlossen, entsprechend den lokalen Vorschriften soll jedoch ein Verlust von 70 Mio. Euro entstanden sein. Boschert will sich zur Höhe des Minus nicht äußern. „Die nationalen Bilanzierungsregeln sind für uns nicht relevant, wichtig sind die IFRS-Zahlen.“

Allerdings bestätigt der VBI-Chef, dass bei der Rumänien-Tochter noch im ersten Quartal 2010 eine Kapitalerhöhung von 200 Mio. Euro durchgeführt werden soll. „Wir wollen damit unsere Tochter stärken“, so Boschert. Auch andere österreichische Banken hätten im Vorjahr ihren Tochterinstituten in Bukarest frisches Kapital zugeschossen.

Weitere Details am 21. April

Wie es mit der ÖVAG weitergehen wird, soll sich am 21. April herausstellen. Dann will ÖVAG-Chef Gerald Wenzel die genauen Vorjahreszahlen bekannt geben und sich zur künftigen Strategie äußern.

Neben der ÖVAG ist auch deren Tochter Investkredit tief in die Verlustzone gerutscht. Anders als die Osteuropa-Tochter kann die Investkredit daher nicht so schnell verkauft werden. Bei Raiffeisen will Osteuropa-Chef Herbert Stepic am Dienstag Details zur Fusion mit der RZB bekannt geben.

AUF EINEN BLICK

Volksbanken International, die Osteuropa-Tochter der Österreichischen Volksbanken AG (ÖVAG), musste im Zuge der Wirtschaftskrise die Vorsorgen für Kredite verdoppeln. Trotzdem hat die Bank einen Gewinn erwirtschaftet. Die ÖVAG prüft nun, die Osteuropa-Tochter zu verkaufen. Eine Entscheidung darüber ist noch nicht gefallen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.03.2010)

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