Gabriel Felbermayr, der führende deutschsprachige Außenhandelsökonom, über die Methode hinter scheinbarem Wahnsinn – und warum der „Boxkämpfer“ trotzdem scheitern wird.
Die Presse: Was Trump da im Handelsstreit macht: Ist das Wahnsinn oder hat es Methode?
Gabriel Felbermayr: Es hat Methode. Trump will unbedingt die US-Leistungsbilanz verbessern. Das ist zwar ein dummes Ziel: Das Defizit ist Teil des Dollar-Privilegs. Langfristig über seine Verhältnisse leben, wer will das nicht? Die Amerikaner können sich das leisten. Aber wenn man das Ziel akzeptiert, dann ist es rational, Zugeständnisse zu erzwingen. Wenn Verhandlungen scheitern, müssten die USA auf die WTO-Regeln zurückfallen. Dieser Zwangsjacke entflieht Trump. Damit kann er ganz anders verhandeln. Das mag uns stören, weil wir Machtspiele nicht mögen. Und weil er uns unsympathisch ist, mit seinen Beleidigungen und Falschmeldungen. Aber seine Handelspolitik ist taktisch smart. Die Chance, dass er kriegt, was er will, ist nicht gering.
Wie verändert sich der Umgang?
Handelspolitik war immer die Domäne von Technokraten, die diplomatisch miteinander umgehen. Trump ist wie ein Boxkämpfer, der Zuschauer haben will, wenn er einen Schlag versetzt. Alles passiert nun öffentlich. Aber Verhandlungen, bei denen es um viel Geld geht, waren immer mit Drohungen verbunden. Auch in der Eurokrise ist viel Porzellan zerschlagen worden. Nur nicht per Twitter.