Österreichs Wettbewerbsfähigkeit sinkt

Ein großes Problem bleibt die Bürokratie.
Ein großes Problem bleibt die Bürokratie.(c) BilderBox
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Die Abgaben sind hoch, die Bürokratie mühsam. Österreich fällt international zurück. Das zeigen Zahlen von WEF und EcoAustria.

Wien. Die heimische Wirtschaft verliert international an Wettbewerbsfähigkeit. Im jährlichen „Competitiveness Report“ des renommierten Schweizer WEF (World Economic Forum) ist das Land heuer um eine Position auf Platz 22 von 140 untersuchten Staaten zurückgefallen. Und das, obwohl die Konjunktur brummt. „Österreich hat eigentlich beste Voraussetzungen für einen Platz unter den Top 10. Dieses Ziel sollte sich die Regierung setzen“, sagt Agenda Austria-Ökonom Hanno Lorenz.

Ein großes Problem bleibt die Bürokratie. In Österreich dauert es 21 Tage, bis alle Behördenwege zur Gründung eines Unternehmens erledigt sind. Im WEF-Ranking bedeutet das Platz 103. In anderen kleinen Ländern wie Estland oder Dänemark (jeweils 3,5 Tage) ist die Lage deutlich besser. „Wie Estland zeigt, kann die Digitalisierung der Verwaltung nicht nur die Anmeldezeit deutlich reduzieren. Über ein Unternehmensportal können auch Steuererklärung und Buchhaltung online abgewickelt werden. Der Staat hat sich als Dienstleister für junge Firmen positioniert“, so Lorenz.

Am Arbeitsmarkt war Österreich vor wenigen Jahren noch Musterschüler, muss sich inzwischen aber mit dem 10. Platz zufrieden geben. Hier macht der WEF ein strukturelles Problem aus: Es gibt zwar Stellen und Arbeitssuchende – aber die passen nicht zusammen. So kommt es auch, dass trotz steigender Arbeitslosigkeit ein Fachkräftemangel herrscht.

Das Ranking Österreichs in den 12 Einzelkategorien:

Druck aus der Slowakei

Auch unter der Lupe sieht die Lage für Österreich nicht besser aus. Während der „Competitiveness Report“ jährlich erscheint, durchleuchten die Ökonomen von EcoAustria jedes Quartal aufs Neue die Zahlen. Für den Wettbewerbsfähigkeitsindex (ECI) werden die Daten zu Direktinvestitionen und Nettoexporten analysiert.

Das Ergebnis ist auch hier wenig erbaulich: „Während die Wettbewerbsfähigkeit im EU-Schnitt und zum Beispiel in Deutschland in den letzten Jahren gestiegen ist, bewegt sich Österreich im Seitwärtsgang. Zudem holen manche osteuropäische Staaten wie die Slowakei kräftig auf und erhöhen den Wettbewerbsdruck“, so EcoAustria-Direktor Tobias Thomas.

Wolle Österreich sein Wohlstandsniveau halten, seien Strukturreformen angezeigt. Sinnvoll wäre die von der Regierung bereits angekündigte Senkung der Abgabenquote unter 40 Prozent. „Zielführend wäre auch eine Ankopplung des Pensionsantrittsalters an die Lebenserwartung und eine Reform der Pflegefinanzierung“, so Thomas. (jil)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.10.2018)

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