Strengere CO2-Grenzwerte für Neuwagen - Autoindustrie entsetzt

Neuwagen
Neuwagenimago/imagebroker
  • Drucken

Der Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) bei Neuwagen soll bis zum Jahr 2030 um 37,5 Prozent reduziert werden. Der deutschen Autoindustrie ist das gar nicht recht.

Autos sollen laut bis Ende des kommenden Jahrzehnts wesentlich weniger klimaschädliches Kohlendioxid in die Luft pusten. Das teilte die österreichische EU-Ratspräsidentschaft nach Vermittlungsgesprächen mit den EU-Institutionen am Montagabend mit.

Demnach soll der Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) bei Neuwagen bis zum Jahr 2030 um 37,5 Prozent reduziert werden. Als Zwischenziel bis 2025 sei ein Minus von 15 Prozent bis 2025 vereinbart worden. "Europa steht damit zu seiner globalen Vorreiterrolle", sagte die österreichische Umweltministerin Elisabeth Köstinger. Kritik kommt von der deutschen Autolobby, die die Vereinbarung als realitätsfern bezeichnet.

Für Kleintransporter wurde eine Reduktion bis 2025 von ebenfalls 15 Prozent und bis 2030 dann um insgesamt 31 Prozent festgelegt. Die Einigung ist vorläufig. Die EU-Botschafter und das Europaparlament müssen noch formal zustimmen. Änderungen werden nicht erwartet.

Basis für die Berechnung der neuen Ziele ist 2021. Bis da hin dürfen nach den geltenden Vorschriften Neuwagen im Schnitt nicht mehr als 95 Gramm Kohlendioxid je Kilometer ausstoßen. Derzeit liegt der Wert bei 118,5 Gramm.

Deutschland wollte weichere Regeln

Deutschland machte sich zuvor für ein weniger hartes Vorgehen stark. Kein Wunder: Daimler, BMW und Volkswagen haben besonders viele PS-starke Boliden im Angebot. Dementsprechend kritisch äußerte sich der Branchenverband VDA. "Niemand weiß heute, wie die beschlossenen Grenzwerte in der vorgegebenen Zeit erreicht werden können", sagte VDA-Chef Bernhard Mattes. In keinem anderen Teil der Welt gebe es vergleichbar harte CO2-Ziele. "Damit wird die europäische Automobilindustrie im internationalen Wettbewerb stark belastet."

CO2-Ausstoß der Gesamtflotte als Berechnungsgrundlage

Die Einigung ist eine Überraschung, da vorherige Kompromissversuche wie zuletzt vor einer Woche gescheitert waren. Die Positionen lagen auseinander: Die EU-Länder forderten eine Senkung der Grenzwerte um 35 Prozent für Neuwagen im Jahr 2030. Das Europaparlament wollte 40 Prozent. Die EU-Kommission gab mit dem Vorschlag einer Reduktion um 30 Prozent vor gut einem Jahr den Startschuss für das Tauziehen um die schärferen Grenzwerte.

Generell geht es bei der geplanten Reduktion nicht um härtere Emissionslimits für einzelne Fahrzeugmodelle, sondern um den durchschnittlichen CO2-Ausstoß der gesamten Flotte eines Herstellers. Bei Überschreitungen sollen auf die Autobauer Strafen zukommen.

Die CO2-Reduktion soll der EU helfen, die Pariser Klimaziele einer Senkung der Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 40 Prozent gegenüber 1990 zu erfüllen. Bis 2016 betrug das Minus 23 Prozent. Im polnischen Kattowitz wurde gerade über die konkrete Umsetzung der Vorgaben beraten. Der Verkehr ist der einzige Bereich, in dem die Emissionen weiter klettern. Als nächstes sind strengere Limits auch für Lastwagen geplant. Die EU-Umweltminister wollen sich dazu am Donnerstag auf eine gemeinsame Position einigen.

(Reuters)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Österreich

Klimaziel als Schock für Autobauer

2030 muss die Neuwagenflotte eines Herstellers um 37,5 Prozent weniger CO2 aus-stoßen, als 2021. Die Industrie hält das für unrealistisch, Umweltverbänden geht es zu wenig weit.
Autostadt Volkswagen AG Deutschland Germany Wolfsburg Niedersachsen Lower Saxony 28 04 2016 In
Österreich

OeNB-Chef Nowotny sorgt sich mehr um deutsche Wirtschaft als um Brexit

Es sei unklar, ob die prognostizierte Rückgang des Wachstum strukurell bedingt sei oder an Sonderfaktoren liege, sagt Nowotny. Die große Abhängigkeit vom Export sei auch eine Schwäche des Nachbarn.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.