Der deutsche Lieferservice-Riese Delivery Hero setzt in Österreich alles auf eine Karte: Die pinke Foodora-Flotte radelt jetzt unter der grünen Marke ihrer umsatzstarken Schwester Mjam. Das soll im Rennen mit dem einzigen verbliebenen Konkurrenten Lieferservice helfen.
Die Verschmelzung der Essenlieferservices Foodora und Mjam, die erstmals im Februar bekannt wurde, ist in vollem Gange. Die Fahrer wurden bereits mit neuem Equipment ausgestattet und sind nun statt in Pink in Grün und unter dem Namen "MjamPlus" unterwegs. "MjamPlus ist sozusagen eine Submarke von Mjam und liefert für alle Restaurants, die über keinen eigenen Lieferservice verfügen", sagt Mjam-Chef Artur Schreiber zur APA.
Der Umstellungsprozess erfolgte schleichend und zog sich von Mitte März beginnend über rund zwei Wochen. Den Job habe dabei niemand verloren. Laut Schreiber wurden alle 600 Foodora-Fahrer zu Mjam geholt, eine Neubewerbung war dafür nicht nötig.
Die Homepage muss pink bleiben
Die Bestellungen erfolgen aber nach wie vor über die pinke Foodora-Homepage. Diese wird es auch noch länger geben. Denn so Schreiber: "Würden wir die Foodora-Webseite morgen abstellen, würde das eventuell den Umsatz für unsere Restaurantkunden belasten." Mjam sei daher bei der Umstellung sehr vorsichtig und wolle die Bestellkunden nur langsam auf Mjam umgewöhnen. Ein genaues Datum, wann die beiden Bestellseiten zusammengeführt werden, gebe es dementsprechend noch nicht, so Schreiber.
Die KV-Verhandlungen in der Zusteller-Branche sind ebenfalls bereits angelaufen. Vor etwa zwei Wochen habe das erste Treffen stattgefunden, sagte Schreiber. Es werde wahrscheinlich noch mehrere Treffen zwischen Arbeitgebern und -nehmern dafür brauchen, Schreiber rechnet aber damit, dass eine Lösung gefunden werden wird.
Prekäre Arbeitsverhältnisse
Die Arbeitssituation von Fahrradzustellern ist oft ungeordnet und variiert von Unternehmen zu Unternehmen. Ein Kollektivvertrag soll Abhilfe schaffen und die Beschäftigen "aus dem Prekariat in die soziale Absicherung" holen, sagte Karl Delfs, Bundessekretär für den Bereich Straße in der Gewerkschaft vida, im Februar zur APA. Bei Foodora und Mjam sind die Fahrrad-Zusteller laut Unternehmenschef Schreiber entweder freie Dienstnehmer oder fest angestellt. Anders war das beim Konkurrenten Ubereats, der sich im März aus Österreich zurückgezogen hat. Dort waren die Zusteller selbstständig.
Den rund 200 vom Aus von UberEats betroffenen Fahrradkurieren hat Mjam bereits angeboten, zu wechseln. Aktuell sucht das Unternehmen über 300 Fahrer, 152 davon in Wien, 128 in Graz, 15 in Salzburg und 20 in Innsbruck, ließ es wissen. Diese Verstärkung braucht Mjam, hat die grüne Marke doch als reine Online-Bestellplattform gestartet und erst im vergangenen Jahr in Graz ihren ersten Radkurier-Service eingeführt. Das Zustellgeschäft per Radboten wurde seitdem in rasantem Tempo ausgebaut: Inzwischen wird auch in Salzburg, Innsbruck und Klagenfurt zugestellt. In Wien radelten bisher neben den 600 Foodora-Fahrern 160 Mjam-eigene Mitarbeiter. Österreichweit hat Mjam 2.200 Restaurants an sein System angeschlossen.
Zwei Marken bleiben im Rennen um die hungrigen Kunden
Wenn Foodora und UberEats vom österreichischen Markt verschwunden sind, bleiben noch Mjam und Lieferservice.at übrig. Letzter gehört zum niederländischen Konkurrenten Takeaway.com. Die zwei Firmen sind aber eng verflochten. Delivery Hero hat erst Ende des Jahres sein gesamtes Deutschland-Geschäft - inklusive Lieferheld, Foodora und Pizza.de - für knapp eine Milliarde Euro an Takeaway.com verkauft. Im Gegenzug soll Delivery Hero neben Bargeld eine Aktienbeteiligung an Takeaway.com erhalten. Die Beteiligung soll rund 18 Prozent ausmachen. Der Deal soll bis Mitte 2019 abgeschlossen sein.
(APA/red.)