Lenzing baut in Thailand größtes Lyocellfaserwerk der Welt

Lenzing AG investiert eine Milliarde Euro.
Lenzing AG investiert eine Milliarde Euro.(c) Lenzing
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Lenzing investiert eine Milliarde Euro in Thailand. In erster Ausbaustufe baut der oberösterreichische Faserhersteller eine Anlage für die Lyocell-Produktion mit 100.000 Tonnen Kapazität.

Der österreichische Faserkonzern Lenzing tätigt in den nächsten Jahren die größte Investition seit über 20 Jahren. Das Unternehmen wird bis Ende 2021 eine Lyocellfaseranlage in Thailand (Prachinburi) errichten und in Phase eins 400 Mio. Euro investieren. In Summe sind für das Megaprojekt mehr als 1 Milliarde Euro vorgesehen, samt Platz für insgesamt vier Lyocellanlagen.

"Das letzte Mal, wo wir einen so großen Schritt gegangen sind, war im Jahr 1995 in Heiligenkreuz", sagte Vorstandschef Stefan Doboczky am Mittwoch bei einem Pressegespräch. Die Anlage werde die größte ihrer Art weltweit sein und soll in Phase eins 100.000 Tonnen Lyocellfasern im Jahr produzieren. Rund 700 Mitarbeiter will Lenzing dort zunächst beschäftigen. Das Projekt war lange angekündigt, nun hat der Konzern in Thailand grünes Licht für den Bau erhalten.

Die Lyocellfaser wird unter anderem für die Herstellung von Jeansstoffen, Blusenstoffen, Sport-Funktionstextilien, Arbeitsbekleidung, Unterwäsche und Bettartikel sowie als Vliesstoff für Hygiene- und Kosmetikartikel wie Wischtücher oder Gesichtsmasken, aber auch für Teebeutel, Filter, Fruchtnetze oder Einwegbekleidung im OP-Bereich verwendet.

Das Geld für die Megainvestition soll teils von Lenzing selbst, teils fremdfinanziert über Banken oder eine OeKB-Beteiligungsfinanzierung kommen. "Wir haben eine extrem gesunde Bilanz", sagte Doboczky. 2018 betrug die Eigenkapitalquote 59 Prozent, die Nettoverschuldung lag bei 322,8 Millionen Euro.

Industrie sehr asiendominiert

Thailand ist für Lenzing eine Antwort auf den Handelsstreit zwischen den USA und China. Die Länder bestrafen sich gegenseitig mit Sanktionen und Zöllen. "Wir fühlen uns noch mehr bestärkt in unserer Entscheidung für Thailand", sagte der Lenzing-Chef heute.

Im vergangenen Jahr beschloss der Konzern, den Ausbau der Lyocellfaser-Kapazitäten in seinem Werk in Mobile in den USA vorerst auf Eis zu legen und sich stattdessen auf Thailand zu konzentrieren. Damals begründete Lenzing den Schritt mit der steigenden Wahrscheinlichkeit höherer Handelszölle. Diese sind nun Realität, seit Juni sind von den USA nach China Strafzölle von 25 Prozent fällig.

Die schlechten Handelsbeziehungen zwischen den USA und China seien aber nicht der einzige Grund für Thailand. "Unsere Industrie ist sehr asiendominiert", so Doboczky. Asien ist für Lenzing der wichtigste Markt, 70 Prozent des Faseraufkommens gehen dorthin. Thailand habe zudem Handelsabkommen mit China und Indien und verfüge neben Singapur über die professionellste Abwicklung für ausländische Investoren.

Lenzing produziert derzeit knapp 250.000 Tonnen Lyocellfasern pro Jahr in den vier Werken Heiligenkreuz, Lenzing, Grimsby und Mobile. Das neue Werk in Thailand soll allein auf 100.000 Tonnen kommen. "Der Markt verträgt alle 1,5 bis 2 Jahre eine Anlage dieser Größenordnung", ist Doboczky überzeugt. Das Areal in Thailand sei groß genug, um drei weitere Anlagen zu bauen.

Der fast 6900 Mitarbeiter zählende Konzern will in Zukunft mehr Spezialfasern produzieren, weil er daran besser verdient als an Viskosefasern. Der Viskosemarkt ist zudem sehr volatil, was das Unternehmen in den vergangenen Jahren immer wieder in die Bredouille brachte. Da es am Markt Überkapazitäten gibt, befinden sich die Preise für Viskosefasern seit Jahren im Sinkflug. Das Spezialfasergeschäft hingegen laufe "unglaublich gut", sagte Doboczky.

Den Zellstoff für die Lyocellfaser stellt Lenzing in seinen Werken in Österreich und Tschechien her oder kauft sie am Markt zu. Der Konzern hat aber bereits bekanntgegeben, ein neues Zellstoffwerk in Brasilien zu bauen, um sich unabhängiger vom Markt zu machen und künftig 75 Prozent des Zellstoffbedarfs selbst zu produzieren. Die endgültige Entscheidung für das Brasilien-Werk soll Ende des Jahres fallen. Er sehe aber wenig Faktoren, die gegen Brasilien sprechen, sagte der Vorstandschef. Holz wächst klimatisch nirgends besser als dort - Rodungen sorgen freilich auch für viel Kritik von Umwelt-, Natur- und Tierschützern. Ein Nachteil seien die langen Lieferwege, um den Zellstoff von Brasilien nach Thailand zu bringen.

(APA)

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