Die Erben der Super-8-Kamera

Michael Steiner (links) und Wolfgang Pferscher mit ihren Lichtmaschinen, die die neue Generation von 3D-Druckern antreiben.
Michael Steiner (links) und Wolfgang Pferscher mit ihren Lichtmaschinen, die die neue Generation von 3D-Druckern antreiben.(c) Clemens Fabry
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Schuhe, Implantate oder die Geschirrspülerschraube: Sie kommen morgen – oder schon heute – aus dem 3D-Drucker. Auch dank einer österreichischen Firma mit einer wilden Geschichte. Sie beginnt, wo die des Weltmarktführers Eumig endet.

Als Wolfgang Pferscher mit seinem Objektiv unter dem Arm im amerikanischen Dallas vorstellig wurde, lachten ihm die Geschäftsführer des dortigen Technologieriesen Texas Instruments ins Gesicht: Er, der Techniker aus dem kleinen Österreich, wolle also digitale Kinoobjektive verkaufen? Ob er überhaupt wisse, was da auf ihn zukommt?

Pferscher hatte eine Ahnung, er hatte gehört, dass sich die Hollywood-Studios anschickten, von Filmrollen auf digitale Projektoren umzurüsten, und dass sich damit die weltweite Kinoindustrie in Bewegung setzen würde. Aber wer brauchte dazu Texas Instruments, einen Namen, den die meisten aus der Schulzeit von der Rückseite ihres Taschenrechners kennen? Tatsache ist: Die texanische Firma ist viel größer als Taschenrechner – und hat unter anderem eine weltweit patentierte Projektionstechnologie entwickelt, deren Herzstück ein Display mit bis zu acht Millionen kippbaren Mikrospiegeln ist, das in intelligenten Lichtsystemen verbaut wird. Das ist kompliziert. Und wird in dieser Geschichte noch wichtig.

Wolfgang Pferscher kam schon damals, 2005, an Texas Instruments nicht vorbei: Wer wie er digitale Kinoobjektive verkaufen wollte, brauchte den Sanktus des einzigen Herstellers dieser Schlüsseltechnologie. Zwei Wochen nach seinem Besuch kam ein Anruf aus Dallas: So eine Qualität hätten sie noch nie gesehen, er könne beginnen. Von den rund 130.000 Kinosälen, die in den folgenden Jahren weltweit umgerüstet wurden, stecken in der Hälfte die Objektive von Pferschers Firma In-Vision.


Die Reste des Riesen.
Damit schien der Stern des Neun-Mann-Betriebs aus dem niederösterreichischen Guntramsdorf zu steigen. Pech hatte sein Gründer Pferscher zuvor genug gehabt. Er ist das, was manche in Österreich heute noch einen Eumigianer nennen: Ein ehemaliger Mitarbeiter des einstigen Weltmarktführers für Super-8-Kameras aus Wiener Neudorf. Der vor genau hundert Jahren gegründete Technologieriese Eumig hatte an seinem Höhepunkt in den Siebzigern 7000 Mitarbeiter – und war 1981 durch eine Mischung aus verfehlter Innovationsstrategie, Versagen im Management und überspannten Finanzen pleite. Das riss die Länderbank fast um und bebte in den Büros der Kreisky-Regierung nach.

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