Österreich: 72 Mrd. Euro liegen in „Pigs“-Staaten

(c) Michaela Bruckberger
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Die Nationalbank präsentiert erstmals konkrete Zahlen über die Höhe des österreichischen Engagements in den von der Pleite gefährdeten „Pigs“-Staaten. Gemeint sind Portugal, Italien, Irland, Griechenland und Spanien.

Wien (höll).Sie sind die Wackelkandidaten in der Europäischen Union (EU) und werden nach ihren Anfangsbuchstaben abschätzig „Pigs“ genannt. Gemeint sind Portugal, Italien, Griechenland und Spanien. Wegen der hohen Staatsverschuldung zählen Analysten auch Irland zu den „Pigs“. Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) hat am Dienstag erstmals konkrete Zahlen vorgelegt, mit welchen Beträgen Österreich in diesen Ländern veranlagt ist. Der Löwenanteil entfällt auf Italien mit 31,2 Mrd. Euro. Auf Platz zwei liegt Irland mit 16,2 Mrd Euro, gefolgt von Spanien (12,9 Mrd. Euro), Griechenland (8,6 Mrd. Euro) und Portugal (3,4 Mrd. Euro) – ergibt in Summe 72,3 Mrd. Euro.

Trotzdem besteht nach Angaben der Nationalbank kein Anlass zur Sorge. „Österreichs Risiko ist auch innerhalb Europas breit gestreut“, versichert OeNB-Statistikchef Aurel Schubert. Außerdem liegen in den „Pigs“-Ländern nur zehn Prozent des gesamten Auslandsvermögens. Die Nationalbank hat für die Veröffentlichung dieser Zahlen einen guten Zeitpunkt gewählt: Denn am heutigen Mittwoch soll im Parlament das Hilfspaket für den Euro abgesegnet werden. Demnach will die Wiener Regierung Griechenland mit 2,3 Mrd. Euro in Form von Krediten unterstützen.

Hinzu kommen noch Haftungen von zwölf bis 15 Mrd. Euro für einen EU-Rettungsfonds, mit dem die Finanzmärkte beruhigt werden sollen. Mit dem Datenmaterial veranschaulicht die Nationalbank, dass die Finanzanlagen Österreichs in den angeschlagenen Euroländern deutlich größer sind als die geplanten Hilfeleistungen.

Weniger Auslandsverflechtungen

Der Großteil des Engagements in den „Pigs“-Ländern entfällt auf Staatsanleihen. Wer kauft in Österreich überhaupt ausländische Anleihen? Laut Statistik werden 50 Prozent von den Banken (inklusive OeNB) gehalten, 30 Prozent von Investmentfonds und 13 Prozent von Versicherungen und Pensionskassen. Dies zeigt wiederum, dass mit dem Euro-Rettungspaket in erster Linie Banken und Investmentfonds (dort sind auch Privatanleger investiert) unterstützt werden.

Auch Österreichs Gläubiger sitzen im Ausland. Internationale Investoren (wie Banken, Pensionskassen und Notenbanken) besitzen 80 Prozent der heimischen Staatsanleihen, die Ende 2009 einen Marktwert von 174 Mrd. Euro aufwiesen. „Die Finanzkrise hat die Dynamik der grenzüberschreitenden Finanztransaktionen allerdings erheblich gebremst“, räumt OeNB-Statistiker Schubert ein. Laut OeNB-Angaben hatten Österreichs Banken im Vorjahr Probleme, sich Geld aus dem Ausland zu besorgen. Daher sprangen die heimischen Banken untereinander als Käufer für ihre eigenen Anleihen ein. In Summe haben Österreichs Finanzinstitute im Vorjahr knapp 15 Mrd. Euro an Anleihen ausgegeben. Davon wurde der Großteil von den Banken selbst aufgekauft.

Spekulationsattacke gegen Österreich

Ausländische Anleger griffen in erster Linie bei Anleihen zu, die im Zuge des Bankenhilfspakets mit einer Staatsgarantie ausgestattet wurden. Analysten begründen dies unter anderem mit der Spekulationsattacke gegen Österreich im Frühjahr 2009. Damals meinte US-Nobelpreisträger Paul Krugman, Österreich sei das nächste Land, das in die Pleite schlittern könnte. Vorübergehend schossen die Risikoaufschläge für heimische Bank- und Staatsanleihen in die Höhe.

Doch auch die Banken sind bei der Kreditvergabe im Ausland vorsichtiger geworden. „Die Kreditgewährung der heimischen Banken an ausländische Nichtbanken ist 2009 völlig eingebrochen“, schreibt die OeNB. Per Saldo wurden sogar Kreditmittel in Höhe von 3,3 Mrd. Euro aus dem Ausland abgezogen. Betroffen davon waren auch die Länder in Osteuropa. Ein derart starker Rückgang konnte laut OeNB selbst nach dem Platzen der Internetblase im Jahr 2002 nicht beobachtet werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.05.2010)

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